Wegvon Ylva Maria Schwingshandl
Hals über Kopf liege ich auf den Klippen. Unter mir rauscht das Meer. Es atmet. Mit mir im Einklang. Die Sonne fällt aus dem Meer in den blauen Himmel hinein. Das Wasser fällt auf meinen Körper.
Neugierde ergriff meine Seele. Sie wollte wissen, was danach kommt. Sie wollte wissen, wie das Nichts aussieht.
Mein Körper war machtlos. Er fiel in Ohnmacht. Meine Seele war machtvoll. Sie fiel in Vollmacht. Ich bin völlig bei Sinnen. Nur bewegen kann ich mich nicht.
Mein Körper wirkt leblos. Oder meine Seele wünscht sich das. Damit sie das Nichts erkunden kann.
Meine Seele schwebt am Horizont. Ich kann sie sehen. Mein Körper wehrt sich. Er will weiteratmen.
Meine Seele auch, doch das kann sie nur nach dem Licht, dem Ende des Lebens.
Bei der Dunkelheit beginnt mein Körper zu leben, bei Licht stirbt er. Meine Seele erwacht.
„Lass mich gehen“ sagt sie zu ihm.
„Ich will weg von hier“ sagt sie zu ihm.
Sie will weg, hinter dem Tod sein. Sie will wissen, wie es danach ist.
Im Jenseits, im Nirvana, im Nichts.
Nach dem Leben.
Er will aber hier bleiben.
Er kann das Jenseits nicht erleben.
Er kann es nicht.
Nur sie.
Er soll sterben.
Meint sie.
Damit sie gehen kann.
Meint sie.
Er soll sterben.
Meint sie.
Er will hier bleiben.
Er will leben.
Er kann hier atmen.
Sie will hier weg.
Sie stirbt hier.
Sie erstickt hier.
Er redet auf sie ein, sie schweigt.
Ruhe.
Starrsinn.
Er redet auf sie ein, sie schweigt.
Eigensinn.
Sturheit.
Er redet auf sie ein, sie schweigt.
Ruhe.
Sie schweigt, er redet auf sie ein.
Unruhe.
Angst.
Sie schweigt, er redet auf sie ein.
Zweifel.
Schwäche.
Sie schweigt, er redet auf sie ein.
Unruhe.
Heute morgen hat meine Seele beschlossen zu gehen. Mein Körper wehrte sich. Nicht genug.
Sie wird immer kleiner am Horizont, kaum noch zu sehen. Meine Seele stürzt sich dem Tod entgegen. Mein Körper wird dem Tod entgegengeworfen. Mein Körper rutscht langsam immer mehr über die Kante. Richtung Wasser, Hals über Kopf.
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