Weil Liebe endlos ist
Ich liebe dich.
Und das habe ich schon immer. Nicht, seit unserer ersten Begegnung hier.
Ich meine seit…Immer.
Immer.
Nicht, seitdem es meinen Leib gibt. Nicht, seitdem Blut durch meine Adern Aufregung pumpt, seitdem mein Fleisch in Sehnsucht nach dir blutet und nicht seitdem mein Herz pocht und hämmert jedes Mal, wenn ich dich–auch nur für eine Sekunde–sehe.
Ich liebe dich. Über das Körperliche hinaus.
Seitdem meine Seele auf der Erde wandelt. Ich liebe dich durch die Zeit. Und ich erinnere mich. Manchmal weiß ich noch, wie es früher war. Manchmal träume ich davon. Von dir. Von mir. Manchmal…manchmal…
Wir beide hatten andere Namen. Andere Gesichter. Andere Haare. Andere Augen. Andere Haut. Andere Stimmen. Wir waren andere Menschen. Doch ich träume nicht von deinem Aussehen. Sondern von Gefühlen. Von Aufregung–meine Hände schwitzen–von Nervosität–meine Füße sind ganz kalt–von Freude–ich lächle. Und ich bin erfüllt von Glück. Ich lächle übers ganze Gesicht.
–Denn ich liebe dich–
Und ich bin so glücklich. In jenen Augenblicken fehlt es mir an gar nichts. Dann ist es mir gleich, ob meine Eltern reich oder arm sind, ob wir daheim drei Katzen haben oder nicht, ob ich gute Noten habe, ob ich hübsch bin, ob mich die Leute mögen…
Wenn ich dich sehe, bin ich der glücklichste Mensch der Welt.
Ich liebe dich…
… seit immer. Vielleicht erinnerst du dich nicht daran. Vielleicht träumst du nicht von mir. Vielleicht lächelst du nicht, wenn du mich siehst.
Unsicherheit beißt mit kalten Zähnen und klammer Zunge in meine Glieder.
Vielleicht…
Vielleicht kennst du sie nicht…mehr. Die Gefühle, von denen ich labe. Freiheit. Herzklopfen. Das akute Glück.
Vielleicht träumst du nicht von der Liebe…
…und nicht von mir.
Früher hast du mich geliebt. Aber wir beide sind oft gestorben und haben oft gelebt.
Vielleicht glaubst du nicht an die Unendlichkeit.
Vielleicht glaubst du nicht an mich.
Das ist in Ordnung.
Ich habe gelebt…
…mit dir.
Ich bin gestorben…
…mit dir.
Und nun lebe ich wieder.
Vielleicht ohne dich.
Vielleicht mit dir.
Vielleicht trittst du in meine Welt oder ich in deine. Vielleicht. Oder unsere Wege entzweien sich. Denn möglicherweise bist du nicht mein ganzes Buch, sondern nur ein Kapitel. Ein wunderschönes Kapitel. Eine wunderschöne Erinnerung. . . Ein Wunder.
Trotzdem.
Ich träume das Leben, das Glück, die Liebe, die wir hatten.
Ertrunken schwelge ich in der Vergangenheit.
Kannst du dich erinnern? Kannst du?
Es tut nichts zur Sache.
Träumst du nicht von mir? Hast du mich aufgegeben? Hat dein Glück einen neuen Namen?
Es ist egal.
Ich weine. Schmerz und Tränen, bittersüßes Salz, Eisen und Silber. Ich schreie meine Qual, während mein–zuvor–atemloses Blut gefriert und mein Fleisch schwerfällig wird. Während die Gischt an meinen Knochen nagt und das Alter an mir knabbert. Ich klage und weine und ich lebe im Tod.
Denn ich liebe dich.
Und deswegen lasse ich dich los.
Auf dass du in Freiheit fliegst und vielleicht–vielleicht–strandest du in meiner Welt…
…und wir sind wieder vereint.
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