Wendepunkt
Es war eine spontane Entscheidung. Nach meinem 9-to-5-Job kam ich nach Hause, legte mich auf mein Bett und begann, über meinen heutigen Tag und den davor nachzudenken. Viele vergangene Tage strömten in meine Erinnerung. Tausende Gedanken wirbelten durch meinen Kopf, alle waren Ideen darüber, was ich mit meinem Leben anfangen könnte. Ich konnte mich auf keine einzige Idee konzentrieren, aber ich wusste, dass es so nicht weitergehen konnte. Der Drang, etwas zu ändern, überwältigte mich.
Ein Gefühl der Verantwortungslosigkeit überkam mich, ähnlich wie in meiner Jugend. Plötzlich vergaß ich meinen Job, nein, ich ignorierte ihn absichtlich. Ich ließ das ungespülte Geschirr in der Küche stehen und ignorierte meinen Hunger, denn seit meiner Mittagspause in der Arbeit hatte ich nichts mehr gegessen. In diesem Moment wurde mir klar, wie sinnlos meine Gedanken gerade waren, und ich wusste, dass ich aufstehen musste, um meine Aufgaben rechtzeitig zu erledigen. Oder waren meine Gedanken doch nicht so sinnlos? Vielleicht hatte ich die Kraft, mein Leben zu verändern und das zu tun, was ich wirklich wollte. Vielleicht fehlte mir nur mehr Aufregung im Leben? Neue Bekanntschaften oder vielleicht sogar eine Beziehung? Oder sollte ich meinen Job kündigen und in eine neue Richtung gehen? Wie wär‘s mit in eine fremde Stadt ziehen? In diesem Moment erhielt ich eine Nachricht auf meinem Handy, das Licht erhellte mein dunkles Zimmer. Die Vorhänge hatte ich nie geöffnet, es schien mir im Winter sinnlos, da es morgens dunkel war, wenn ich zur Arbeit ging, und abends genauso dunkel, wenn ich zurückkehrte.
Ich griff nach meinem Handy. Als ich es entsperrte, sah ich eine Nachricht von einer Freundin, mit der ich in letzter Zeit wenig geschrieben hatte. Sie macht sich vielleicht Sorgen? Ich zögerte einen Moment, entschied mich jedoch letztendlich dazu, ihre Nachricht zu ignorieren. Anstatt zu antworten, scrollte ich ein wenig durch Instagram, um meinen Gedanken eine Pause zu schenken.
Plötzlich stieß ich auf eine Anzeige für ein Reiseziel, das für den nächsten Morgen noch verfügbar war. Ohne viel zu überlegen, öffnete ich die Buchungsseite und sicherte mir den letzten freien Platz. Meinen Koffer zu packen, ging schneller als je zuvor. Die Dinge fanden ihren Platz wie von selbst, als hätte ich nur darauf gewartet, endlich diese Entscheidung zu treffen. Ohne es jemandem zu sagen, fuhr ich zum Flughafen. Dort angekommen, schaltete ich mein Handy aus.
Als ich auf der anderen Seite der Welt war, fand ich den Weg zum Ozean, als ob ich diesen Weg schon oft gegangen wäre. Nach nur wenigen Minuten erreichte ich meinen Ort - den Strand. Ich war endlich dort, wo ich schon immer sein wollte. Ich erblickte das blaue Wasser. Ich schaute weit nach vorne und sah kein Ende. In diesem Moment, während ich die Szenerie genoss, meinte ich fast, leise Geräusche zu hören. Ich konnte schwören, ich hätte gerade ein Handy klingeln gehört, obwohl ich sicher war, es ausgeschaltet zu haben.
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