Wenn der Schultag wie ein Sprint ist
Manchmal fühlt sich Schule an wie ein 100-Meter-Lauf, nur dass er den ganzen Tag dauert. Von der ersten Stunde bis zum Nachmittag geht alles Schlag auf Schlag: Mathe-Test, dann schnell weiter in Englisch, danach schon wieder eine Präsentation vorbereiten. Man kommt kaum zum Durchatmen und hat ständig das Gefühl, hinterherzulaufen. Das Tempo ist brutal. Lehrer reden, als hätten wir zuhause unendlich Zeit, aber gleichzeitig gibt jeder etwas auf. So stapelt man Aufgaben wie Karten und hofft, dass der Turm nicht umfällt. Oft passiert es aber doch – und dann sitzt man bis spät am Abend und versucht, irgendwie alles wieder geradezubiegen.
Ich hab schon mal wiederholt – und dass nur wegen zwei Fächern. In den anderen war ich ziemlich gut, aber es hat nichts geholfen. Jetzt muss ich alles von vorne machen, obwohl ich vieles schon einmal hatte. Das fühlt sich manchmal total unfair an und macht den Druck noch schlimmer. Es ist echt komisch, wenn man im Unterricht sitzt und denkt: „Das kenn ich schon“, aber man muss es trotzdem wiederholen, weil zwei Noten alles kaputt gemacht haben.
Dann, gleich in der zweiten Schulwoche, kam ein Französisch-Test. Das war, als würde man ins kalte Becken springen – ohne Zeit zum Eingewöhnen, einfach zack rein und schwimmen. Da habe ich mir gedacht: Wenn das Tempo schon am Anfang so hoch ist, wie soll das erst später werden? Für viele war das ein Schock – man hatte sich noch gar nicht richtig an den neuen Stundenplan gewöhnt.
Manchmal kommt es mir vor, als ob Lehrer gar nicht merken, dass wir auch noch ein Leben außerhalb der Schule haben. Ein Projekt hier, ein Test dort, ein Referat obendrauf. Klar, lernen gehört dazu, aber manchmal wäre es echt besser, ein bisschen langsamer zu machen.
Ich merk selbst, wie ich oft nur noch renne. Hausaufgaben bis spät in die Nacht, am Morgen früh raus, Kaffee statt Frühstück. Wenn man so weitermacht, fühlt man sich wie ein Läufer, der schon vorm Startschuss außer Atem ist. Und das kann nicht gesund sein.
Dann vergleiche ich das mit Sport. Usain Bolt sprintet 100 Meter in unter zehn Sekunden. Das ist Tempo pur – aber nach dem Lauf ist Schluss: Er hat Pause, er kann durchschnaufen, er kann sich erholen. Bei uns Schülern gibt’s das nicht. Unser Rennen hört nie wirklich auf. Kaum ist eine Woche geschafft, kommt die nächste mit neuen Tests und Aufgaben. Es ist wie ein Marathon aus lauter Sprints, und keiner sagt einem, wann endlich die Ziellinie kommt.
Vielleicht bräuchten wir mehr Pausen, damit wir nicht ausbrennen. Denn Tempo allein bringt nichts, wenn man irgendwann keine Kraft mehr hat. Manchmal denke ich mir: Schule sollte nicht nur ein Sprint sein, sondern auch mal ein Spaziergang. Denn am Ende will man ja nicht nur durchkommen, sondern auch ein bisschen was vom Weg mitnehmen.
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