Wenn der Tag meine Wohnung wär
Ich bin ins Leben eingezogen,
hab die Einrichtung besorgt,
von Hehlern einen Stuhl geborgt
und in den Morgen gestellt,
darauf sitze ich und verdiene Geld, mit dem ich jenes Sofa kaufte:
schattengestreift
wie dein Haar, sich drückend vor Staub,
das seinen Bezug bedeckt wie Laub,
Tote unsrer Bäume.
Wir haben zu Mittag oft gesaugt,
Luft die sich unsrem Atem entzieht
in andre heisre Hälse flieht und
in den Müll geleert.
Verkehrt die Küche am Nachmittag,
dem ich neues kochen will,
damit 16 Uhr exotisch schmeckt,
verdreckt hab ich die Abwasch,
in der alte Teller stehn.
Verstehn tu ich meine Decke nicht:
abgeflacht und abgedacht
das Dosendach, sein Decker lacht,
weil ich es stürzen wollte,
„Soll ich nie ins Dunkle sehn?“
„Weiß ist schön“, meinte er und
wischte sich die Hände
an seiner Schürze ab.
Ich gab dem Abend ein Gesicht,
einen Spiegel in dem er sich bricht,
verschwindend in die Nacht,
in das Bett, in dem er liegt
und an der weißgestrichnen Decke
nur sich selber sieht.
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