Wenn der Wind bläst
Wenn der Wind bläst, sehe ich zurück und sehe mein Kindheits Ich im Kindergarten mit meinen Freunden und Pädagoginnen, beim Mittagsschlaf oder beim UNO Spielen.
Wenn der Wind bläst, kommt die Essenz von Lebkuchen und Vanillekipferln der Weihnachtszeit. Der Blick meiner Mutter, die mich in den Armen getragen und Vanillezucker auf meine Nase gestupst hat.
Wenn der Wind bläst, da höre ich die Kinder, die schreien, wenn sie beim Fangen gefangen werden. Ich sehe meine erste Schularbeit auf dem Tisch und meine erste Füllfeder vom Osterhasen.
Wenn der Wind bläst, schlafe ich und warte auf die Zahnfee; sie gibt mir Geld für meinen ersten Zahn.
Wenn der Wind bläst, bin ich nun in der fünften Klasse. Alles ist viel schwerer: neue Menschen, ein neues Schulsystem und viel mehr Stress.
Wenn der Wind bläst, bin ich 13 und verhalte mich rebellisch gegenüber meinen Eltern. Ich weiß nicht, warum und wozu ich so bin, wie ich bin , aber alles macht für mich keinen Sinn mehr.
Wenn der Wind bläst, pustet er meine Kerze aus, auf der 14 steht. Ich bin nie zu Hause; ich bin viel lieber mit meinen Freunden draußen. Meine Eltern und Noten sind mir egal , ich habe zumindest Spaß am Leben.
Wenn der Wind bläst, kommt mein erster Freund. Ich verliebe mich direkt und denke an nichts anderes, aber nach einigen Monaten war’s das wohl auch.
Wenn der Wind bläst, springe ich in die Gegenwart; ich denke zurück an die Zeiten und wünsche, ich hätte es besser machen können meine Eltern mehr geschätzt und die Schulzeit genossen.
Wenn der Wind noch einmal bläst, sehe ich die Zukunft vor mir so viele verschiedene Wege, Lehrerin, Kellnerin, Anwältin oder vielleicht Ärztin. Nun nehme ich mein Leben selbst in die Hand.
Wenn der Wind zum letzten Mal bläst, sitze ich im Schaukelstuhl mit grauen Haaren und Falten im Gesicht. Ich schaue in den Himmel beim Sonnenuntergang und denke mir: Das Leben geht so schnell wie der Wind lebe es, bevor es zu spät ist.
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