Wenn die Luft weg ist.
Wenn die Luft weg ist und das Licht zu hell wird, muss man gehen.
Weniger wegen der scheinbaren Gefahr des Erstickens, sondern viel mehr wegen des hörbar rasenden Pochens und des inneren Bebens.
Man wird nicht abheben, eher fallen.
Die Schwäche kommt schneller als erwartet.
Wettlauf gegen die Zeit? Oder Wettlauf gegen sich selbst?
Wenn man es nur lange genug ignoriert . . .
Doch wenn dann jede Bewegung eine Explosion auszulösen scheint und alles nur noch schreit, ist es besser zu verschwinden.
Der anderen wegen? Nein. Der anderen wegen bleibt man sitzen. Leise lächelnd oder sogar laut lachend. So still wie möglich, unauffällig, aber nicht anders als sonst. Vorteile am Ungesehen-Sein.
Aber ein richtiger Ausbruch? Ein „Kurzschluss“, ein innerer Schrei? Das ist besser allein.
Die bittersüße Stille am dreckigen Boden eines viel zu engen Raumes.
Vielleicht doch der anderen wegen . . .
Raum und Zeit, Sein und Nicht-Sein; eine brodelnde Hölle in einer zitternden Hülle.
Nur das Ticken der Uhr klar im Sinn – oder vielmehr im Wahnsinn.
10 Minuten ohne Tränen.
Das scheinbare Näherkommen der Wände - die das letzte bisschen Luft nach oben wegpressen, somit ins Unerreichbare, die Beine wollen nicht mehr Säule spielen - ist ab dem Zeitpunkt ein Problem, ab dem die Sinne wieder so klar werden, sie wahrzunehmen.
5 Minuten.
Die Nägel, die nun vom Himmel fallen, lassen die Stille zum Feind werden. Das Innere zu laut, um Äußeres zu ertragen; das Äußere zu leise, um Inneres zu unterdrücken. Man weicht zurück vor sich selbst, doch einmal gefangen, kommt man nicht mehr raus. Auf allen Seiten Wände, umhüllt von kreischender Dunkelheit.
2 Minuten.
Aufstehen nun eine unumgehbare Aufgabe.
Die Schwäche ist doch unreal, die Gefahr nicht mehr da, sie war es nie. Das Zittern liegt am Schlafmangel, der Schweiß an der Hitze und das gespielte Funktionieren am Alleine-Sein.
Wasser für die anderen.
Atmen nicht vergessen, aber nicht mehr daran denken, denken ist dumm.
Rausgehen.
Automatisiert, gesteuert, fern-gesteuert.
Die Hülle formt ein Lächeln, das sie weder spürt noch vertritt.
Unnatürlich, unnormal.
Zurückgehen, glücklich sein.
Wenn die Luft weg ist, muss man so tun, als wäre nichts.
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