Wenn die Nacht aufhört zu zaubern
Wenn die Tür langsam aufgeht und der vorher so dumpfe Klang plötzlich laut und dröhnend wird, mir durch Mark und Bein geht und mich mitträgt bis vor die Lautsprecher. Wenn ich tanze und loslasse, die Musik fließen lasse, mich bewege, als gäbe es kein Morgen. Und wenn ich die brennende Flüssigkeit meine Kehle hinunterstürze, wenn das berauschte Gefühl einsetzt, in eine andere Welt gezogen worden zu sein. Wenn ich warme Finger an meinen Hüften spüre, die mich sachte hin und her wiegen und meinem gefährlichen Spiel beiwohnen. Wenn ich die Treppen raus aus dem versifften und doch gemütlichen Keller nehme, die Tür aufstoße und die Klänge wieder dumpf werden lasse. Wenn mir die Hände, die gerade noch meinen Körper erkundeten, mir eine glühende Zigarette reichen und ich den warmen Rauch einatme, ihn der brennenden Flüssigkeit hinterherjage und wie auf Wolken in den nächsten Traum getragen werde.
Wenn ich mich schwerelos fühle, vor Emotionen übergehend und doch für mich bin, meine Gedanken nur mir gehören und ich jederzeit wieder die Illusion eines weiteren Hirngespinstes leben kann.
Dann bin ich verzaubert.
Wenn die ersten Sonnenstrahlen die Dächer küssen, warmes Licht durch die Straßen fließt und ich die Tür heftig aufstoße, die Treppe hinunterhetzte und atemlos zum Stehen komme.
Wenn meine Brust sich rasend hebt und senkt, ich die Panik in mir spüre, mich suchend um mich selbst drehe und die Lichter sich auch noch weiterdrehen, nachdem ich es schon lange nicht mehr tue. Wenn ich verzweifelte versuche die letzten Bässe zu genießen, solange sie noch dröhnen, und ihr Echo festzuhalten, wenn sie es nicht mehr tun. Wenn die warmen Finger kalt werden und sich nicht weiter um mich kümmern, sich zurückziehen in eine dunkle Ecke und ich mich frage, wieso sie es nicht mehr tun. Wenn ich langsam wieder die Treppen hochsteige, als müsste ich einen Gipfel erklimmen, durch die Tür schlurfe und mir nichts übrigbleibt als mich dem Tag zu stellen, der gewaltsam über mir einbricht.
Wenn ich draußen stehe, die Welt mich anschreit und all meine Sorgen auf mich einprügeln. Wenn ich langsam auf den grauen Bordstein sinke, die Hand schützend vor dem blendenden Licht erhoben und tief einatme. Wenn ich eine kühle Brise auf meiner schweißnassen Haut spüre und meine Augen langsam schwer werden.
Wenn ich ganz ruhig werde und meiner Zukunft entgegenblicke.
Dann endet der Zauber.
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