Wenn Mut zu Übermut wird
Der zehnjährige Moritz will immer schon ein Teil der „coolsten und mutigsten“ Gruppe „Die mutigen Raben“ aus seiner Schule sein. Sie besteht aus fünf Mitgliedern: Amelie, Luisa, Rosa, Christoph und Louis. Sie gehen, seit der ersten Klasse Volkschule, in dieselbe Klasse wie Moritz, haben aber noch nie mit ihm geredet.
Am letzten Montag, vor den ersehnten Sommerferien, nimmt Moritz all seinen Mut zusammen und geht zu seinen fünf Mitschülern. „Kann ich ein Mitglied eurer Gruppe werden? ” fragt er vorsichtig, bis jetzt sei er immer alleine gewesen und er hätte gerne Freunde, mit denen er in den Ferien etwas unternehmen könnte. Allerdings, nur seine Wunschvorstellung, denn Amelie, Luisa, Rosa, Christoph und Louis schauen, als hätten sie einen Geist gesehen, sie beginnen, ihn auszulachen. Moritz ist kurz davor zu weinen und aus der Klasse zu laufen, reißt sich aber zusammen und richtet sich wieder auf. Er schluckt einmal und macht einen Vorschlag. „Ich mache nächstes Jahr für eine Woche eure Aufgaben”. „Die mutigen Raben“ überlegen kurz und tuscheln. Sie schauen Moritz an und man hört ein einstimmiges „Nein.“ Moritz müsse ihnen erst beweisen, dass er genau so mutig wäre wie sie selbst. Die fünf bieten ihm drei Möglichkeiten an, wie er dies tun könne. „Erstens” beginnt Louis „Du springst vom Drei-Meter-Brett. ” Moritz hat Höhenagst. Vor Kurzem haben die zwei Jungs neben einem verlassenen Haus Fußball gespielt und dabei den Ball durch das morsche Dach geschossen. Seine zweite Möglichkeit ist, diesen Ball zu holen. Bei der Dritten muss er in einen eiskalten See springen.
Moritz fällt die Entscheidung schwer, alle Aufgaben sind nicht ungefährlich. „Ich springe vom Drei-Meter-Brett" beschließt er, denn das ist seiner Meinung das Ungefährlichste. Was wäre, wenn der Boden im Haus einbräche oder, da der See nicht zum Schwimmen gedacht ist, etwas Gefährliches im Wasser wäre?
Am nächsten Tag nach der Schule gehen die sechs ins Schwimmbad in der Nähe.
„Die mutigen Raben“ und Moritz gehen zum Becken mit dem Sprungturm. Moritz geht zum Drei-Meter-Brett, bleibt davorstehen und überlegt. Die andern fünf stehen am Beckenrand, warten nur, dass er zögert. Das tut er nicht, zielsicher geht Moritz zum Zehn-Meter-Brett. Er will beweisen, dass er viel mutiger ist. Er geht rauf bis zum Ende des Brettes, man hört die fünf laut „Spring! Spring! Spring!“ schreien. Er springt. Ohne viel zu überlegen macht er einen Sprung in das Wasser. Alle staunen. Moritz will schreien. Doch ehe er das kann ist er unter Wasser. Er landet mit voller Wucht mit dem Rücken im Wasser. In der Luft war hat er Panik bekommen und so gezappelt, dass er am Rücken war. Er wird beim starken Aufprall ohnmächtig. Eine Frau, die das gesehen hat, ruft die Rettung, und er wird ins Krankenhaus gebracht. Die fünf fühlen sich schuldig.
Amelie, Luisa, Rosa, Christoph und Louis fahren ihn sofort besuchen, entschuldigen sich, und sagen ihm, dass er nun ein Mitglied der Mutigen Raben ist.
Wir danken unseren Unterstützern
Mit Unterstützung folgender Wiener Bezirke:
Für Sponsoringanfragen wenden Sie sich bitte an Margit Riepl unter margit.riepl@gmx.at
Wenn Sie "Texte. Preis für junge Literatur" unterstützen möchten, spenden Sie bitte auf folgendes Konto:
Literarische Bühnen Wien, Erste Bank IBAN: AT402011182818710800, SWIFT: GIBAATWWXXX