Wenns´t amoi wos bistvon Lisa Gmeiner
Schnell ist´s gegangen, ein Wahnsinn! Vor knapp einer Minute lag ich noch im Krankenbett und elend war´s mir, bist du deppert! Der Schmerz, unerträglich, man fühlt sich einfach komplett hinüber und freut sich dann einfach nur mehr, wenn´s endlich vorbei ist. Bei mir hat´s dann eigentlich doch noch ein bisserl dauert – so ein, zwei Minuten vielleicht, aber dann war´s wirklich aus. Zack! Licht aus, gute Nacht. Dann war´s für eine ganz kurze Zeit finster wie im Bärenarsch. Ohne irgendwas, schon fast ein bisserl fad. Und dann ging´s gleich einmal weiter.
So, und jetzt bin ich wieder da, frisch und knackig, putz und munter. Kein gschissener Schmerz, kein Leid, keine Tränen mehr von Leuten, wo ich nicht einmal gewusst hab, wer die überhaupt sind. So dreckig ist´s mir gegangen und jetzt schaut´s mich an! Mein neuer fescher Körper, der passt perfekt zu mir. Harte Schale, weicher Kern, Zufälle gibt´s! Ein schickes Manterl hab ich auch gekriegt, wie gut kanns´ einem gehn´, bitte? Da lehn´ ich jetzt in meiner gemütlichen Ecke und beobachte die Leut. Links von mir ein Kollege, „Servus“ hab ich gesagt, aber der grüßt nicht, der Wappler. Na auch wurscht.
Vielleicht nimmt mich ja einer mit? Wie leiwand wär das, bitte? Wie viel kost´ ich überhaupt? Aha, Preis per Kilo. Na super, dann geht der Wappler neben mir höchstwahrscheinlich auch mit. Aber ich glaub sowieso, dass ich von den ganzen Kollegen in der Kiste am besten ausschau. Ah, da schaut einer her! Ja, der Typ kommt wirklich her! Jetzt nimmt er mich, den Wappler und ein paar andere Kollegen und legt uns auf die Waage. Bauch einziehen, heißt´s jetzt! Dann gibt er uns noch in ein Sackerl und trägt uns so lange herum, bis er endlich bei der Kassa ist. Na schau, so teuer sind wir alle zusammen eh nicht. Jetzt geht er mit uns raus, an die frische Luft. Herrliches Wetter! Hätt´ ich´s in meinem anderen Körper noch geschafft aufzustehn´, wär ich sicher rausgegangen und hätt´ mich in die Wiesn gelegt. Jetzt greift er ins Sackerl, wen nimmt er? Wen nimmt er? Er nimmt mich! Jetzt holt er mich raus und schaut mich ganz genau an, ich glaub´ ich gefall ihm. Jetzt zieht er mir mein Manterl aus, er will wohl auch die inneren Werte begutachten. Und schon beißt er ein Stückerl ab von mir, aber ich glaub´ ich schmeck ihm. In ein paar Bissen bin ich gleich wieder weg, als nächstes wär ich bitte gern eine Eintagsfliege!
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