Wer schön sein will, muss leiden/ Ein Ausschnitt meines Lebens
Alles fängt einmal klein an, wächst heran und wird von Zeit zu Zeit größer, bis etwas ganz Großes daraus entsteht. Doch dafür braucht es oftmals Zeit und Geduld, damit die Sache, die man anfängt, auch gut endet.
Meine Geschichte begann mit einer 18 Uhr Regel, was bedeutet, dass ich mir vorgeschrieben hatte, nach sechs Uhr abends nicht mehr zu essen, um schnell ganz dünn zu werden. Was die Ursache für diesen Entschluss war, weiß ich selbst nicht mehr genau. Ich wollte wohl so extrem dünn sein wie die Models im Internet. Bald ließ ich das Abendessen ganz ausfallen. Weil ich in einem Ernährungsbuch gelesen hatte, ein Müsli am Tag reiche völlig aus, beschloss ich, mir daran ein Beispiel zu nehmen. Bald darauf war ich auch damit nicht mehr zufrieden und meine Essstörungen arteten völlig aus.
Wie konnte das passieren? Woher kam dieser plötzliche Wunsch möglichst schnell mager zu sein?
Wenn ich heute daran zurückdenke, vermisse ich manchmal meine magere Figur und dennoch weiß ich, dass es sinnlos war. Als ich mein Ziel erreicht hatte, konnte ich nichts damit anfangen, denn was macht das Leben für einen Sinn, wenn man ohnehin zu nichts mehr in der Lage ist, sondern nur noch schwach und müde wie ein Zombie herumschleicht?
Durch den Hunger fühlt man sich zu nichts mehr fähig, man wird traurig und depressiv und irgendwann verliert man alle restlichen Lebensgeister. Ich wusste, dass ich mich falsch verhielt, aber ich konnte nichts daran ändern. Jede einzelne Bewegung war pure Anstrengung, jeder Schritt kostete mich Unmengen an Kraft.
Nachts, wenn ich wach lag, spürte ich mein Herz, wie es in meiner Brust pochte, und ich fühlte mich schuldig, weil ich meinem Körper solche Qualen antat. Ich bat ihn um Verzeihung und hoffte gleichzeitig, dass ich gesund bleiben würde, obwohl mir klar war, dass ich in Kürze in einer Klinik landen würde, wenn es so weiterginge.
Die Wochen, in denen ich so gut wie nichts aß, gehörten zu den schwersten meines Lebens. Es ist furchtbar mitansehen zu müssen, wie man sich im Laufe der Zeit immer mehr auflöst.
Mittlerweile habe ich zum Glück wieder einen einigermaßen gesunden Rhythmus gefunden, und trotzdem ist da die Angst davor, dass es wieder von vorne anfängt und dann wieder alles ganz schnell geht…
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