Wetterchaos
Der junge Magier hob seinen Stab über den Kopf und fuchtelte wild herum, dass er damit nichts bezweckte wusste er nicht, eigentlich glaubte er für gutes Wetter zu sorgen. Es regnete nämlich, nicht dass er Regen nicht mochte. So alle paar Wochen einige Regentage waren schön und praktisch. Man musste nicht gießen oder den Nachbarn scheinheilige Ausreden auftischen, wieso bei einer Dürre seine Blüten in voller Pracht standen. Und man konnte spielen, mit etwas Zauberei verwandelte sich der kleine Hügel nebenan in eine tolle Wasserrutsche und auch in den Pfützen konnte man toll springen und dabei Andere, natürlich ganz aus versehen, nassspritzen.
Aber wenn es, wie jetzt, über eine Woche lang fast ohne Unterbrechung regnete, war das nicht mehr witzig. Wenn er bei seiner Rutsche ankam war er platsch nass, den Nachbarn musste er erklären, wieso seine Blumen noch nicht ersoffen waren, und das Haus musste er immer wieder mit Abwehrzaubern gegen Überschwemmungen absichern und den Nachbarn, die ihm wirklich auf die Nerven gingen, erklären wieso nur sein Keller nicht überschwemmt war.
Er mochte den Regen, aber momentan bereitete er ihm nur Probleme. Also hieß es das Wetter zu ändern, er wollte ja nicht bald Unterwasser leben, denn auch wenn sie oft nervten, seine Nachbarn waren schon ganz angenehm.
Natürlich fand er auch einen Zauber, er war ganz genau beschrieben, sogar mit Bildern. So stand er tanzend und mit den Armen und Zauberstab über dem Kopf fuchtelnd im Garten und schrie immer wieder für die Nachbarn unverständliches Zeug.
Nun ja es funktionierte nicht und das ärgerte den jungen Magier ungemein. Das Wetter war schrecklich, die Nachbarn sahen ihn an, als sei er verrückt, und er braucht wieder mal dringend Urlaub.
Wieso funktionierte der blöde Spruch nur nicht?
Seufzend und bis auf die Haut durchnässt trottete er mürrisch rein, trocknete sich mit einem Schlenker des Stabes, er wollte ja nicht krankwerden, und ging wieder zu dem Buch.
Er sollte wohl nach einem anderen Spruch suchen, kopfschüttelnd, denn bisher war ihm noch jeder Zauber geglückt, den er versucht hatte, schlug er das Buch zu und stutzte.
Das konnte, nein das durfte nicht wahr sein, hatte er wirklich gerade den Sonnenbeschwörungstanz aus einem Kindermärchen nachgetanzt? Das durfte doch nicht wahr sein, er war ja so was von schusselig.
Und er sollte dringend noch mal Latein lernen, sein ehemaliger Lehrmeister wäre enttäuscht.
Wütend pfefferte er das Buch in die Ecke, schnappte sich ein neues Buch, diesmal überprüfte er drei Mal, ob es das richtige war, und blätterte.
Da war es doch, und noch nicht mal mit einem Tanz, der hätte ihm eigentlich verdächtig vorkommen müssen. Wo gab es schon Zauber mit Tänzen. Entschlossen es diesmal richtig zu machen griff er nach seinem Stab und ging zur Tür.
Als er allerdings die Tür öffnete stutzte er, statt dem erwarteten Regen standen dort seine Nachbarn, die ihn strahlend umarmten und für das schöne Wetter bedankten.
Magie machte manchmal wirklich was sie will.
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