Wählen oder Schweigen
Nicht immer durften wir an Wahlen teilnehmen oder hatten eine Mitsprache. Darum stelle ich mir oft die Frage, warum viele dieses Privileg, unser politisches Recht wählen zu dürfen, heutzutage nicht nutzen.
1918 wurde in Österreich das allgemeine Wahlrecht eingeführt, welches viele Bürger problematisch und brutal erkämpfen mussten. Auch heutzutage kämpfen und sterben immer noch viele Menschen für ein Wahlrecht. Aber in unserer Wohlstands- und Konsumgesellschaft hat sich dieses als selbstverständlich etabliert. Vor allem bei jungen Menschen sinkt die Wahlbeteiligung. Gründe dafür sind ein zu geringes Verständnis, Unzufriedenheit mit den Wahlprogrammen, Bequemlichkeit, keine eindeutige Identifizierung mit einer Partei oder Desinteresse. Jugendliche sollten besser über das politische System in Österreich und die jeweiligen Parteien informiert werden, um sich eine eigene politische Meinung bilden zu können. Das ist sehr wichtig, denn die politischen Einstellungen und Anliegen der BürgerInnen werden durch Wahlen widergespiegelt beziehungsweise repräsentiert.
Nichtwähler entscheiden selbst, an unserem politischen System nicht teilzunehmen. Das heißt: wenn ich nicht wähle, entscheiden andere. Meine Stimme geht verloren. Daher finde ich es inakzeptabel sich als Nichtwähler über Wahlresultate und deren ganz konkrete politische Auswirkungen auf uns alle zu beschweren. Wenn ich selbst entscheiden will, wer regiert und mich vertritt, muss ich wählen. Wie sich die Regierung in einem Land bildet, hängt von der Anzahl der Stimmen und vom jeweiligen Wahlsystem ab. Jede Stimme zählt. Darum sollten wir alle Verantwortung übernehmen und aktiv mitgestalten beziehungsweise mitbeeinflussen, welche politischen Ziele umgesetzt werden sollten.
Ein kontroversielles Thema ist die Einführung einer Wahlpflicht. Also eine obligatorische Stimmabgabe aller wahlberechtigten Personen. Die Wahlpflicht gesetzlich zu verankern, würde Vorteile, aber auch Nachteile mit sich bringen.
Die Wahlbeteiligung würde gesteigert werden und dem Desinteresse entgegenwirken. Außerdem wäre eine Wahlpflicht gut für die Stabilität einer demokratisch gewählten Regierung, da Politikverdrossenheit eine nicht zu unterschätzende Gefahr für eine lebendige Demokratie darstellt. Auch die finanziellen Kosten und der Aufwand würden reduziert werden.
Natürlich würde damit auch der Einfluss von WählerInnen ohne eindeutige Partei-Präferenz, die mehr oder weniger beliebig wählen, steigen. Das könnte gerade in einer zunehmend individualisierten Gesellschaft als Eingriff in die persönliche Freiheit und somit als Verletzung des Persönlichkeitsrechts verstanden werden.
Ich persönlichen finde es absolut unverständlich und respektlos, dass eine jahrhundertelang erkämpfte große Errungenschaft einer funktionierenden pluralistischen und demokratischen Gesellschaft, wie das Wahlrecht, nicht von jedem als hoher Wert anerkannt und ausgeübt wird. Die Möglichkeit zu wählen ist nie selbstverständlich. Fazit: wählen oder schweigen?
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