wie du mir fremd wurdest
Wie hat alles begonnen?
Ich kann mich nicht mehr erinnern, wollte den Anfang eigentlich entziffern. Wir waren sehr jung, vielleicht 5/6 Jahr, ob man das, was wir hatten, Freundschaft nennen kann, war noch nicht ganz klar.
Ja, wir kannten uns vom Sehen. Unsere Mütter trafen sich manchmal, um auf einen Kaffee zu gehen. Wir waren zwar damals noch nicht sehr eng befreundet, doch immer wenn ich dich traf, bin ich hell erleuchtet.
Unsere Freundschaft entwickelte sich über Zeit, die wöchentlichen Playdates waren meistens zu zweit. Wir trafen uns öfter und es gab einfach nie Streit.
Langweilig war es nie. Nie fehlte uns das gewisse etwas, dass mir oft in Freundschaften fehlt. Und das ist doch das einzige das zählt? Kein Streit, keine Auseinandersetzungen, nichts. Jedes Mal treffen wir uns und jedes Mal war es toll, jedes Treffen war einfach bedeutungsvoll.
Jahre vergingen und unsere Beziehung blieb standfest. Nie gab es etwas, das stresst. Egal wie lange wir uns nicht gesehen haben, gab es immer genug zu sagen und nie etwas zu klagen.
Wir verbrachten jahrelang jeden Feiertag zusammen, Weihnachten, Ostern und auch Silvester waren wir beisammen. Uns gegenseitig Fotoalben zu basteln, um schöne Momente in Farbe einzukasteln und um zwei Uhr morgens in den Garten zu gehen, um die funkelnden Sterne am Nachthimmel zu sehen, das, das war Tradition.
Wir fingen an uns einander alles zu erzählen. Schicht für Schicht fingst du an mich zu schälen. Hatte ich Probleme lief ich sofort zu dir, hattest du welche kamst du weinend zu mir. Wir öffneten uns einander, und du, du kanntest mich so gut wie kein anderer.
Unterstützung war immer selbstverständlich und so wurden wir einfach unzertrennlich. Dachte ich zumindest, du nicht?
Vielleicht fehlte unserer Freundschaft doch etwas. Streit, Auseinandersetzung heißt ja nicht gleich, Hass. Nicht?
Nein, eigentlich nicht außer man stellt den anderen dar wie ein Bösewicht. In dem Fall mich.
Du fingst an mit einem „Ich muss dir was sagen…“ und ich dachte mir: „Ja klar, du kannst mich immer alles fragen. " Doch hätte ich gewusst, was jetzt gekommen wär, wär ich schon weit, weit weg über dem Pazifischem Meer. Aber ich wusste es ja nicht. Wie konnte ich auch? Und dann kam es. Dann kam was? Alles.
Einfach alles.
Du fingst an mit „Als wir noch klein waren, wollte ich eigentlich den Apfellolli“. Ich dachte mir „Oh okay, das wusste ich damals nicht, I'm sorry.“ Doch dann ging es weiter mit „Vor fünf Monaten hast du mir dann und dann nicht zugehört, an dem Tag hast du meinen Lieblingsbleistift zerstört. Einmal hast du dich zu viel mit einem Freund von mir unterhalten und am 5. April da hast du dich ganz anders verhalten. Deine Schwester unterbricht immer unsere Telefonate, und weißt du, was du am 12. November gemacht hast? Nein? Dann rate!“
Dann kam dieser eine Satz, der eine Satz der mich in eine Ecke eines stockdunklen, engen Raum versetzte.
Und er ging so: „Ich sag das ganz ehrlich und mit nicht so viel Freude, doch eigentlich waren wir nie beste Freunde. "
Und alles, alles was ich in dem Moment sagen konnte war: "Geh, bitte. "
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