Wie ein Windhauch
So zart war ihre Stimme, so zerbrechlich. Und genauso zart hauchte sie ihm die Worte ins Ohr: „Ich liebe dich.“ Sie waren so unscheinbar und zerbrechlich wie sie selbst. Er hatte das Gefühl, er müsste ihre Worte auffangen und behüten, damit sie nicht kaputt gingen. Wie Seifenblasen schwebten sie an ihm vorbei. Noch glitzerten sie in der warmen Abenddämmerung, im Sonnenlicht des milden Frühlings. „Ich liebe dich auch.“ Seine Lippen formten diese Worte mit Bedacht. Als wären sie unfassbar wertvoll. Unantastbar, wie die letzten Sonnenstrahlen des Tages, die er im Marmeladenglas einfing. Eine Erinnerung, die er für immer festhielt, die ihm niemand nehmen konnte. Er Strich ihr die blonden Locken aus dem Gesicht, während der Tag Stück für Stück der Nacht wich und alles in tiefseeblaues Licht tauchte. Mit ihr an seiner Seite fühlte er sich unbeschwert. Es war als hätte die Erde aufgehört sich zu drehen, als würde alles in diesen einen schwerelosen Moment festhängen, wie er es sich immer gewünscht hatte. Sie nahm seine Hand und zog ihn sanft zum Ufer des kleinen Sees, der durch die leichte Brise, die ihren Weg durch die anmutige Landschaft gefunden hatte, kleine Wellen schlug. Schweigend sah er zu wie sie mit ihrer Zehenspitze das perlenklare Wasser berührte. Langsam begannen sich Mond und Sterne an der Oberfläche zu spiegeln. Es sah aus als stünde sie mitten in diesem atemberaubenden Sternenmeer, als gehörte sie dazu, als würde ihr Licht erst in Millionen von Jahren erlöschen. Er nahm ihre Hand ein bisschen fester, als könnte sie in das kühle Wasser eintauchen und das tiefe Schwarz sie verschlucken.
Sie standen bis spät in die Nacht am Ufer des kleinen Sees und sahen zu wie weiter vorne die Kerze auf dem kleinen Boot in die Dunkelheit segelte.
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