Wie jeden Tag
Um 6: 30 geht es los, wie jeden Tag.
Die Morgenroutine geprägt von Scheu und Sorge.
Der Selbsthass nach dem ersten Blick in den Spiegel.
Die Appetitlosigkeit am Frühstückstisch.
Die Beklommenheit nach den ersten Gedanken an die Schule.
Wie jeden Tag.
Der Unterricht in der Schule, nur noch ein dumpfes Gemurmel inmitten einer Menschenmenge.
Ahnungslos und desinteressiert an dem, was beigebracht wird.
Vor ein paar Wochen noch Hoffnung auf ein gutes Abschlusszeugnis, jetzt keine Chance auch nur irgendwie noch mitzuhalten.
So wie die klare Sicht nach und nach verschwindet, so auch distanzieren sich Freunde und Bekannte aus seinem Umfeld.
Jegliche Art von Interaktion geprägt von Vorurteilen und Abneigung.
Zuhause wieder dieselben Worte: “Warum bist du in letzter Zeit so faul geworden?
Streng dich endlich wieder an! So geht das nicht weiter! Komm in die Gänge! ”
Am Schreibtisch bei den Hausaufgaben verzweifeln und dabei zusehen, wie Stunden wie Minuten und Minuten wie Sekunden vergehen ohne, dass ein Ende zu sehen ist.
Wie jeden Tag.
Hier sitzt man schon wieder.
Allein, erschöpft, enttäuscht von sich selbst.
Die unerträgliche Müdigkeit, welche einem keinen klaren Gedanken mehr fassen lässt und einem davon abhält zu erkennen, was im Moment wichtig ist.
Die Versuchung ist groß etwas Schlaf zu ergattern, doch mit dem ständigen Gefühl etwas zu verpassen, zu vergessen oder nicht geschafft zu haben.
“Vielleicht war es einfach nicht mein Tag”
Wie jeder Tag.
Das Druckgefühl, welches immer stärker wird in einem, das Herz, das zu rasen beginnt, das Schnappen nach Luft das immer schwerer fällt und dieses Angstgefühl, welches sich im ganzen Körper breit macht.
Die Tränen, die nicht mehr kontrollierbar sind und über das Gesicht auf den Zettel unter einem tropfen und selbst die letzten Worte der Handschrift verschwimmen lassen.
Der letzte Moment des Tages, in dem man im Bett liegt und sich einredet, dass man nur allein für seine Lage verantwortlich ist und man nur selbst etwas daran ändern kann.
Wie jeden Tag.
Es ist wie eine endlos scheinende Abwärtsspirale, welche dich weiter hinunterzieht, je mehr man dagegen ankämpft, und dich erst viel zu spät realisieren lässt, dass es so schnell kein Ende geben wird.
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