Wien
Wien. Seit ich denken kann, ist Wien mein größtes Ziel. Während ich in der kleinsten Stadt der Steiermark aufgewachsen bin, umgeben von Kühen, Blasmusikkapellen und bierschlürfenden Wirtshaussitzern, strebe ich schon immer das turbulente Leben in der Großstadt an, das für mich grenzenlose Freiheit bedeutet. Jedes Mal, wenn ich den Song „Vienna“ von Billie Joel höre, fühle ich mich direkt angesprochen, wenn er von jungen Menschen und ihre für ihr Alter zu hochgesteckten Ziele und ihre Ungeduld singt. Dass es dabei auch noch um meine Lieblingsstadt geht, hat dieses Werk definitiv als einen meiner Lieblingssongs qualifiziert. Andere Menschen sehen in meiner Heimat vielleicht die idyllische Landschaft, Luft, die man tatsächlich atmen kann und die Traditionen, an die sich alle festklammern wie ein Kind an sein Lieblingsspielzeug. Doch für mich fühlt es sich an, als wäre ich hier gefangen, als würde ich von eisernen Gitterstäben aus auf meine Zukunft blicken. Die Zukunft, die mein Hier und Jetzt definiert, seit ich von ihrer Existenz erfahren habe. Bis jetzt war all das noch so weit weg, als würde ich in einem Hamsterrad darauf zulaufen. Doch je älter ich werde, desto mehr verliere ich mich in der Möglichkeit der Welt hinter den Gitterstäben. Ich konnte das Dorfleben noch nie so genießen wie manche meiner Freunde, die im Dirndl gut aussehen oder für den Jägermeister bei Festen leben, aber nach und nach wird es für mich sogar unerträglich. Natürlich möchte ich nicht meine Gegenwart verschwenden. John Green hat in seinem Buch „Looking for Alaska“ einmal geschrieben, dass von der Zukunft zu träumen auch eine Art Nostalgie ist, man benutzt die Zukunft einfach nur, um aus der Gegenwart zu fliehen. Ich denke, das trifft in letzter Zeit mehr auf mich zu, als ich eigentlich möchte. Hätte ich die Chance einfach zwei Jahre meines Lebens zu überspringen würde ich sie natürlich nutzen und bereits in der Stadt meiner Träume leben. Da dies aber eher unwahrscheinlich ist, muss ich mich wohl mit dem Gedanken anfreunden, dass Vorfreude die beste Art von Freude ist und mir weiterhin von Billy Joel sagen lassen, dass Wien auf mich wartet.
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