Wir beiden fangen jetzt erst an
Und vielleicht ist das gar nicht das Ende.
Vielleicht fängt jetzt erst alles an.
Denn ich sehe die Farben wieder.
Das Kaffeebraun in deinen Augen und den Himmel in Blau.
Sehe, wie die Blätter sich bunt färben und helle Blitze dem Stille-zerreißenden Donnerschlag folgen.
Sehe gelbe Sonnenblumen und lächelnde Lippen in dunklem Kirschrot.
Schau in den Spiegel und sehe auch endlich wieder mich.
Das zarte Strahlen meiner Augen.
Fahr die Spuren nach, die die salzigen Tränen auf meinen blassen Wangen hinterlassen haben.
Ich halte inne. Atme ein. Atme aus.
Und dann wische ich sie mit meiner rauen Daumenkuppe weg.
Höre mein Herz leise, aber tapfer schlagen.
Höre die Melodie der Regentropfen wie sie - manche wütend, manche traurig und andere leise an die Fensterscheibe schlagen.
Und ich dreh mich im Kreis.
Schmecke das Zitroneneis von letztem Sommer auf der Zunge und fühl mich ein kleines bisschen frei.
Und vielleicht ist das gar nicht das Ende.
Vielleicht fängt jetzt erst alles an.
Denn du streckst mir deine Hand entgegen.
Schaust mir in die Augen und sagst, komm ich zeig dir was vom Leben.
Und wir fahren über holprige Straßen und hören alte Musik.
Betrachteten nachts die Sterne und manchmal weine ich.
Fühl den Schmerz, neu und roh.
Und es tut weh, tut so sehr weh.
Denn es fühlt sich an, als würde ich auseinanderfallen und ich habe Angst.
Angst vor dem Fallen und davor, dass da niemand ist, der mich hält.
Doch dann setzt du dich neben mich und gibst mir deine Hand.
Und ich schau dich an, und sehe den Schmerz in deinem Blick.
Auf einmal sind wir zu zweit und atmen ist jetzt wieder ein bisschen leicht.
Und wir schauen zusammen der Sonne beim Untergehen zu und ich fühl mich ein bisschen mehr okay,
weil ich jetzt weiß, Heilen braucht Zeit und ich bin damit nicht mehr allein.
Und vielleicht ist das gar nicht das Ende.
Vielleicht fängt jetzt erst alles an.
Denn ich träume endlich wieder.
Nachts und manchmal auch am Tag.
Träume von einem Luftschloss und einem Himmelbett.
Von einem kleinen bisschen Magie.
Träume von einer Welt, die sich langsamer dreht, damit wir Zeit zum Durchatmen haben.
Von einer Welt, in der Menschen sich beim Reden in die Augen schauen und sich gegenseitig noch vertrauen.
Träume von Picknicken im Park und engen ineinander verschlungen Gassen, in denen wir verlorengehen, um die Zeit und manchmal auch uns selbst zu vergessen.
Und ich halte mich fest an diesen Träumen. Fülle ein kleines rotes Notizbuch mit ihnen.
Behalte es nah bei mir.
Die Welt ist nicht perfekt, aber das ist okay. Denn sie ist echt. Real.
Und ich steh hier.
Mit einem Buch voll leerer Seiten.
Hab noch so viele Kapitel zu schreiben.
Und ich denke, vielleicht bin ich jetzt bereit.
Bereit, ein bisschen zu leben und diesem wunderschönen Ort auch mal etwas zurückzugeben,
denn ich weiß es jetzt. Das hier ist kein Ende. Wir beide fangen gerade erst an.
Wir danken unseren Unterstützern
Mit Unterstützung folgender Wiener Bezirke:
Für Sponsoringanfragen wenden Sie sich bitte an Margit Riepl unter margit.riepl@gmx.at
Wenn Sie "Texte. Preis für junge Literatur" unterstützen möchten, spenden Sie bitte auf folgendes Konto:
Literarische Bühnen Wien, Erste Bank IBAN: AT402011182818710800, SWIFT: GIBAATWWXXX