Wir rennen schon
Wir rennen.
Wir wissen nicht wohin, wir wissen nicht warum. Einfach weiter geradeaus, vielleicht an der nächsten Böschung links.
Wir rennen, weil wir nie genug bekommen. Werbung erleuchtet die schlaflosen Nächte der Großstadt, doch brauchen wir das?
Wir haben genug Geld auf der Bank, genug in der Hand. Das Portemonnaie umgriffen. Brauchen wir das? Nein, aber alle haben es, wir brauchen das.
Wir können trinken so viel wir wollen, wir können saufen bis zum Umfallen. Wasserflasche schlummert im Rucksack, der Rotwein brennt noch in der Kehle.
Wir lesen Bücher, denken wir wären schlau, denken hätten von allem Genug. Unsere Augen auf die Smartphones konzentriert, ausgeschlossen der Rest.
Doch, von was haben wir schon genug.
Der Blick gleitet vom digitalen Leben weg, die Nacht wirkt plötzlich dunkel. Die Wasserflasche mit dem Rotwein ist schon halb leer.
Der Blick so leer wie die Leinwände ohne Werbung, nichts brauchen wir mehr.
Wir haben genug.
Wir haben genug, doch sie haben mehr, wollen mehr. Die Nacht wird nie schlafen, sie brauchen das Licht. Wir können nichts dagegen tun.
Wir lernen zu verstummen, nach dem wir sprachen, weil sie genug haben.
Wir lernen still zu sein, nach dem wir rannten, weil sie genug haben.
Das Leben ist ein Spiel auf Zeit, doch wir haben genug.
Das Leben ist ein Schnellzug, doch wir rennen schon.
Das Leben ist ein Atemzug, doch wir leben schon.
Das Leben spielt auf Zeit, bis es gewinnt, es rast an uns vorbei, bis wir nicht mehr können, es raubt uns den Atem, bis uns die Luft fehlt.
Doch wir rennen schon.
Denn wir haben genug, nur das Leben fehlt uns noch.
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