wo
oft denke ich an dich zurück
an das glitzern in deinen augen, wenn ein lächeln auf deinem gesicht
daran, wie du mir immer geholfen hast
an die gespräche, selbst wenn hitzig; ich mochte sie
ich weiß, wie schwer du es hattest
in der kindheit, und im leben
aber du sahst darüber, ließt es dir nicht anmerken
ich bewunderte das
das ist für mich mut
sich selbst zurückstellen, selbst wenn's weh tut
damit andere es besser haben
ich denke aber, hinter dieser fassade verbarg sich schmerz, viel schmerz
im dunklen zimmer, verlassen von hoffnung, du alleine warst
du hast dich selbst verletzt
das macht mich traurig
manchmal sehe ich dich in anderen menschen
in menschen, die mir ebenfalls nahestehen
ich sehe die narben auf ihrer haut, die gebrochene seele, die nach gerechtigkeit verlangt
da frage ich mich
wie viel man ertragen muss
wie viel jemand durchmachen muss
bevor er die hilfe bekommt, die er benötigt
und: wieviel hilfe muss ein mensch ertragen, bevor er gehen darf
wann ist es denn endlich genug
sterbehilfe, das ist in aller munde
doch warum nimmt es so viele aus?
die jungen
die, die misshandelt wurden
oder einfach keinen sinn mehr sehen
in ihrem leben
oft denke ich an dich zurück
wie du mich umarmtest
mir sagtest, wie sehr du mich liebst
dass ich das einzige für dich bin
wie tief diese liebe zwischen uns war
doch sie wurde uns genommen
ich vermisse sie
manchmal, da bin ich auch wütend
auf dich
so furchtbar wütend
weil du mich verlassen hast
warum hast du mich verlassen?
es gibt immer hoffnung, sagen sie
doch gibt es sie?
ich weiß nicht, ob ich hoffen soll, dass es sie gibt
denn wenn es sie gäbe, würde das nicht bedeuten, dass du mich ohne grund verlassen hast
dass du bleiben hättest können
mir an jenem morgen nicht auf ewig abschied sagen müssen
du dabei sein hättest können
an meinen geburtstagen, meinem abschluss, meinem leben
oder wolltest du das gar nicht
wolltest du nicht mehr bei uns sein
das würde mich verletzen
doch das kann nicht die wahrheit sein
manchmal, da sehe ich mich in dir
und ich denke mir, ganz leise, im dunklen zimmer, verlassen von hoffnung
bald, da sind wir wieder vereint
wo? das weiß ich nicht
doch vielleicht kann ich dich dann fragen
die sachen, die mir am herzen brennen
gibt es hoffnung
gibt es mut
und warum hast du mir beides genommen
mit deinem tod
das soll kein vorwurf sein
ich will auch nicht zornig wirken
nur ich bin es
zornig
und traurig
und verzweifelt
aber ich verurteile dich nicht
wo auch immer du bist, ich verurteile dich nicht
das solltest du nur wissen
Wir danken unseren Unterstützern
Mit Unterstützung folgender Wiener Bezirke:
Für Sponsoringanfragen wenden Sie sich bitte an Margit Riepl unter margit.riepl@gmx.at
Wenn Sie "Texte. Preis für junge Literatur" unterstützen möchten, spenden Sie bitte auf folgendes Konto:
Literarische Bühnen Wien, Erste Bank IBAN: AT402011182818710800, SWIFT: GIBAATWWXXX