Wortakrobatin
sie tickt und tickt, die Uhr
gehört schon lange zur Kultur
erleichtern sollt' das Leben sie
doch zerstört oft uns're Fantasie
teilt den ganzen Tag in Stunden ein
keiner kann mehr ohne Zeitplan sein
klare Zeitgrenzen gesetzt
Menschen oft nur noch gehetzt
wann haben wir mal Zeit zu reden
uns'ren Träumen nachzustreben
zu tun was unsere Seelen nährt
statt dass man uns das Folgen lehrt
wann kann ich einfach sein
mein Leben, nicht mehr mein
der Zeitplan wird mir vorgesetzt
Tadel wenn ich mich widersetz’
wann bleibt mal Zeit sich auszutauschen
in neu'n Gedankengäng'n sich zu verlaufen
statt immer nur zu rennen
ohne etwas zu erkennen
in der Stadt, da seh ich lauter entnervte Leute
folgen der Zeit wie ein Jäger seiner Beute
Menschen durch die Strassen hetzend
für Freiheit keine Zeichen setzend
doch verpassen unser Leben
wenn an der Uhr wir immer kleben
möchte malen, schreiben, singen
meine Zeit mit Kunst verbringen
Wortgestalten an den Himmel mal'n
von wo sie runter auf die Erde strahl'n
will leben, frei, ich selbst sein
mir die Seele aus dem Leib schrei'n
lasst mich lernen was mir Freude macht
Wissbegierig wurde ich zur Welt gebracht
ich will einfach nur stillen meinen Wissensdurst
ohne dass man mir den Zeitstrang um die Kehle zurrt
bin unersättlich, von der Neugierde getrieben
bei dem Druck ist mir kaum noch was geblieben
wann ist Ideenreichtum, Kreativität gefragt
ohne dass man mir die Antwort sagt?
Wann darf ich selbst mal überlegen
mein eig'nes Denken wieder pflegen
wann hab ich Zeit zu diskutieren
meine Gedanken zu sortieren
Zeitdruck dämpft die Wissbegier
nur noch Zeit und Leistung im Visier
die Zeit, ein wirbelndes Karussell
dreht und dreht sich viel zu schnell
kaum zu stoppen, nicht zu halten
sind vom Leben abgespalten
will doch nichts als abzuspringen
statt immer mit dem Strom zu schwimmen
hab den Kopf gefüllt mit Ideen
will endlich mal davon erzähl'n
Wortakrobatin
wär' ich doch eigentlich
Wortüberflutung buchstabendlich
Wortgeflüster, immerzu
der Wortwahn lässt mich nicht in Ruh'
Wortgewitter, Sommerregenduft
vor Worten niemals auf der Flucht
zwischen wortverrückten Zeilen find' ich meine Ruh'
zuweilen setzen Wortgestalten sich hinzu
munterbunt springen sie auf's Papier
Wortgemeinschaft im Visier
Gedankenhagel ist hier kein Tabu
Worthunger treibt mich immerzu
bin nicht wortzahm, folge keinen Normen
Wortrevolution in allen Formen
wortiginell, meine Wortbastelei
Umwortierung, das ist keine Zauberei
steh' an der Fantasiewelts Pforten
suchend nach meinen Zufluchtsworten
Buchstabenregen schlägt mir ins Gesicht
tränkt in Farben dies' Gedicht
hör nun mit diesem Worttanz auf
bevor im Wortgefecht ich mich verlauf'
bin nicht an die Zeit gebunden
seit jeher bin ich wortverbunden.
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