Worte wie Sterne
Zu der Frage“ Können wir noch?“ gibt es viele Ansätze. Für mich gibt es einen wichtigen Indikator dafür, ob wir noch miteinander können: das Kommunizieren mit anderen. Eine Gesellschaft, die sich nicht mehr auf Augenhöhe verständigen kann, kann auch nach einiger Zeit nicht mehr. Darum sind Wörter so wichtig. Wörter können so sehr strahlen wie ein Roter Riese, können jedoch genauso vernichtend wie ein schwarzes Loch sein. Vor allem die vernichtenden Worte beschäftigen mich sehr. Deshalb habe ich zu diesem Thema folgenden Text geschrieben.
Worte wie Sterne
Ich glaub‘, es gibt so viele Worte wie Sterne.
Worte, die leuchten, am Papier funkeln wie die Sterne am dunkelblauen Himmelszelt.
Worte, die Sätze formen wie Sternkonstellationen, fast unauflösbare Verbindungen.
Ich glaub‘, es gibt so viele Sterne wie Worte. Sterne, die uns den Weg durch die triste Dunkelheit erhellen wie ein Sextant.
Es gibt Worte, die uns verschlingen, uns zerreißen.
Schreckliche Worte dringen durch einen. - Ein tiefes Loch tut sich unter meinen Füßen auf.
In die Leere wird man geworfen, man fällt immer tiefer… es wird kälter, schwärzer, stiller.
Man entfernt sich von allem. Keine Worte - keine Sterne.
Man fühlt sich allein, elend. Die Einsamkeit schleicht tückisch auf mich zu. Man löst sich auf.
Wie eine Puppe lässt man sich in der Schwärze auseinanderzerren, verbiegen…
Schaut man nach oben, sieht man nur den schwarzen Himmel, alle Sterne sind vom Loch verschlungen worden.
Jede Hoffnung, jede Leidenschaft, jedes Leuchten ist erloschen.
Kann ich noch?
Könnte ich doch aus dieser Leere ausbrechen, aus dieser schrecklichen Schwärze.
Ein kleiner Stern funkelt am Himmel, zuerst schwach.
Langsam wird er stärker. Ein nettes Wort, ein mitfühlender Blick, eine warme Hand.
Andere Sterne strahlen durch die Schwärze, die Leere zerbricht.
Ein Weg bildet sich, die Sterne leiten den Weg zurück zu den Worten.
Der Morgen drängt schon die Nacht hinter den Horizont.
Der Himmel leuchtet in seinen schönsten Farben, klar und kräftig. Die letzten Sterne leuchten wie Worte auf weißem Papier.
Fast vergessen scheint die betrübliche Leere. Jeden Tag werden neue Sterne werden sich verbinden. Worte werden gesprochen, Sätze gebildet.
Und wenn wir abends in den Himmel schauen, werden wir glücklich über die leuchtenden Sterne sein, über die berührenden Worte und die schier endlosen Sätze.
Ich weiß, dass es so viele Worte wie Sterne gibt.
Schön ist das, wirklich schön, manchmal auch schrecklich.
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