Worte
Neuland. Ein neues Land. Neu für wen? Für dich, für mich? Was ist ein Neuland? Es gibt keine neuen Länder mehr auf der Welt. Es gibt nur alte, und die kennt schon jeder. Und wenn jeder ein Land nicht kennt, dann kennt es vielleicht ein anderer. Wie kann ein Land dann neu sein?
Oder ist das Wort ganz anders gemeint? Wer hat es sich überhaupt ausgedacht? Und woran hat er dabei gedacht? Bestimmt nicht an etwas so simples wie ein neues Land. Das wäre viel zu einfach, und wenn ein Wort zu einfach ist, dann benutzt man es ohne es zu verstehen. Und Wörter zu benutzen ohne sie zu verstehen ist gefährlich. Denn dann kann es passieren, dass das Wort sich selbst und seinen Wortbezug verliert. Es verliert dann seine Verbindung zu anderen Worten und dann ist es ganz allein. Und ein Wort darf nicht allein sein. Niemals. Denn wenn es allein ist, wo bleibt dann die Bedeutung?
Vielleicht ist das Neuland ja ein Land, das nur in unserem Kopf existiert. Ein Land ganz für uns allein, in dem alles neu und noch veränderbar ist. Ein Land, in dem man nur einmal um die Ecke biegen muss und schon hat man etwas Neues entdeckt. Ein neues Gefühl vielleicht? Oder ein altes, das sich nur verkleidet hat? Oder ein neues Wort? Vielleicht auch ein ganzes neues Wortgefüge, damit das neue Wort nicht alleinsteht. Denn niemand ist gerne allein. Auch kein Wort. Ein Wort braucht immer ein Gefüge und wenn es in einem Gefüge ist, dann ist das wie eine Familie. Es gibt kleine Wörter und große Wörter, starke und schwache Wörter. Und es gibt die ganz leisen, die lauten, die kurzen, die langen. Und jedes ist anders und hat trotzdem seinen Platz in der Familie, die Satz heißt. Und wenn eines fehlt, dann funktioniert die Familie nicht mehr und alles bricht zusammen. Aber aus dem zerbrochenen kann etwas neues entstehen, und wenn die neue Familie sich aufbaut und ihre Geschichte aus einem wundersamen, fernen Land erzählt, dann ist das ein Neuland.
Aber was weiß ich schon. Vielleicht bin ich ja auch ein Neuland. Weil ich neu bin. Und keiner mich kennt.
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