Wunderbare Einsamkeit
Es gibt drei Dinge, die für mich wichtig sind.
Zwei davon werden die meisten mit mir teilen – Gesundheit und Liebe. Die Zuneigung der Verwandten oder Freunde spielt eine große Rolle, um glücklich zu sein.
Doch auch all diese Personen können dir das Leben nicht hundertprozentig verschönern, wenn du krank bist. Ich habe einmal zwei Nächte nicht geschlafen – und trotz der Tatsache, dass meine beste Freundin bei mir war und wir verreist sind, war es nicht dasselbe, denn ich habe mich schwach und schlecht gefühlt.
Mir wird wohl jeder zustimmen, dass Liebe und Gesundheit euch wichtig sind.
Doch was ist mit der dritten und für mich mit Abstand bedeutendsten Sache:
Einsamkeit.
In fast jedem Fall wird das Wort einsam als negativ dargestellt. Man kann es übersetzen mit: Alleinsein.
Für mich heißt dies jedoch nicht, dass ich keine Menschen habe, mit denen ich Zeit verbringen kann.
Es geht vielmehr darum, was ich mache und wie ich fühle, wenn ich allein bin.
Wenn ich in meiner Wohnung sitze oder eine Wanderung mache, ohne Personen, die sich mit mir unterhalten.
Schalte ich den Fernseher an oder chatte mit Bekannten, um mich abzulenken?
Einsamkeit ist überlebensnotwendig.
Denn ein Mensch, der nicht allein sein kann, weil er mit seinen Gedanken und Gefühlen nicht zurechtkommt, beginnt das Leben anzuzweifeln. Ängste entstehen. Die Panik vor dem Tod, Erinnerungen an schlechte Momente, Selbstzweifel.
Es ist eben keine Ablenkung da, um diese alltäglichen und natürlichen Dinge zu verdrängen.
Manche Leute dürfen nicht sich selbst überlassen werden.
Ich habe dies auf die harte Tour erfahren müssen. Nach einem Instagram-Post habe ich viele negative Aussagen erhalten.
Ich saß in meinem Zimmer und habe auf mein Smartphone gestarrt. Ich habe das geglaubt, was die Leute mir gesagt haben.
Dann sind die Zweifel gekommen.
Meine Augenbrauen waren zu dick – sie wurden sofort gezupft.
Meine Haare waren tatsächlich zu zerzaust – sie wurden ab dem Zeitpunkt täglich geglättet.
Und ich habe aufgehört zu essen.
Dünner ist schöner, das habe ich gesagt bekommen.
Aber durch das Nichtessen und die Selbstkritik ist alles erloschen.
Ich habe meine Gesundheit verloren – Haarausfall und Schwächeanfälle begleiteten mich, meine Regel ist ausgeblieben.
Ich habe die Liebe beinahe verloren – mir waren andere nicht mehr wichtig. Ich habe aus Angst Termine abgesagt und meine Familie ignoriert.
Und ich habe die Einsamkeit verloren.
Jedenfalls all das Positive daran – ich konnte mit meinen Gedanken nicht mehr allein sein, sodass aus den schönen Momenten für mich selbst, Tage an denen ich weinend im Bett lag und mich mehr zerstört habe, wurden.
Und somit blieb nur mehr das Negative an diesem Wort bestehen.
Ich habe den Sinn des Lebens verloren. Bis ich aufgestanden bin und mir meine Gesundheit, meine Liebe und vor allem meine wunderbare Einsamkeit zurückgeholt habe.
Genau das ist für mich der Zauber der Zukunft.
Eine Zukunft, in der jeder Mensch mit sich allein sein kann und Einsamkeit zu etwas Positivem macht.
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