Xiongmao
Ich bin seit vielen Jahren hier. Es wird immer schlimmer. Niemand kommt mich besuchen. Der Bambus wird immer rarer. Und dieses Geräusch. Es ist mein einziger Freund. Es gehört zu meiner Heimat. Dieses Grollen wie Donner, die Vibration und dann der endgültige laute Knall. Wie Bambus, den ich zu weit unten angeknabbert habe.
Ich sitze hier unter einer der letzten Palmen. Ich hätte gerne einen Freund. Jemand, der mir zur Seite steht. Der für meine Nachbrut sorgt.
Doch was ist da? Ein Geräusch. Da bewegt sich etwas. Es zeigt sich nun mehr und mehr, nähert sich vorsichtig, macht komische Bewegungen und starrt mich an. Langsam erkenne ich dieses Muster, diese Farben. Ist es… ja es ist. Ein wundervoller Artgenosse. Sein Fell schaut ganz normal aus, doch was ist das für eine Nase. Kugelrund. So etwas habe ich noch nie gesehen. Sie ist einfach wunderschön.
Ich bin drin. Ich scheine Xiongmao zu gefallen. Muss mich beeilen. Muss Vertrauen gewinnen. Muss sie von hier wegbringen. Es bleibt keine Zeit.
Er ist die ganze Zeit bei mir. Ich bin nun nicht mehr alleine. Ich verspüre dieses merkwürdige Gefühl, ich fühle mich zu ihm hingezogen. Ich will nie wieder von ihm weg sein. Für immer mit ihm hier bleiben, in meiner Heimat. Egal wie schlecht dieser Ort wird, ohne ihn wäre ich nichts.
Drei Tage sind vergangen. Sie kommen immer näher. Erkennbar an den Geräuschen. Muss Xiongmao endlich weglocken. Sollte sie genug an mich gebunden haben.
Was macht er jetzt? Er wird immer komischer. Zuerst nennt er mich die ganze Zeit Xiongmao, so heiße ich doch gar nicht! Und nun rennt er weg. Aber ich will doch nicht ohne ihn. Vielleicht folge ich ihm und kann ihm zeigen, dass es zu Hause bei mir am schönsten ist.
Xiongmao folgt mir. Besser als erwartet. Leite sie nun in sicheres Gebiet. Haltet euch bereit.
Er will mir einfach nicht zuhören. Dauernd deutet er ja, und dann gehen wir doch immer weiter weg. Ich mache es jetzt wie er. Ich renne einfach weg. Aber diesmal nach Hause, das Geräusch wird mich schon leiten.
Verdammt. Sie rennt zurück. Ich habe es zu spät bemerkt. Kann ihr nicht folgen. Versuche Fährte aufzunehmen.
Es wird immer lauter! Endlich bin ich bald zu Hause. Ich freue mich so. Auch wenn es wenig gibt, ich kann von hier nicht weg. Ich muss einfach weiter diesem Geräusch folgen. Es führt mich. Auch wenn es zuvor nie so laut war, hat sich wohl einiges geändert während meiner Abwesenheit. Egal, ich renne jetzt einfach, kann es kaum mehr erwarten, er wird mir schon folgen.
Habe die Spur gefunden. Folge ihr. Geräusch wird immer lauter. Befürchte schlimmstes.
Ich bin endlich da. Zuhause. Jetzt warte ich auf meinen Verehrer.
Hab sie gefunden. Mission fehlgeschlagen. Maschinen haben sie erwischt. Habe Kostüm ausgezogen. Hätten mich auch fast mitgerodet. Kehre jetzt zurück zur Basis. Hoffe, ihr hattet mehr Glück.
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