Zeitlos?
Es gibt vieles, worüber ich schreiben könnte. Konsum. Dritte Welt. Leid, das sich in unsere Welt frisst und den Tagen ihre Farben stiehlt. Über Druck, der jederzeit über allen herrscht und unser tägliches Leben diktiert. Einige meiner Gedanken wären es wert hier nieder geschrieben zu werden, sind sie doch einzigartig und gleichzeitig jedem nur allzu bekannt.
Diese Themen hätten es verdient hier groß und breit diskutiert zu werden. Dennoch habe ich mich für ein anderes, genauso wichtiges Thema entschieden:
Die Zeit.
Jene ist, anders als man es gerne vermuten möchte, mehr als nur die Abfolge unterschiedlich schnell vergehender Sekunden.
Sie ist die Verbindung, die unsere Existenz erst lohnenswert macht.
Allein jedes Ein-, jedes Ausatmen beweist, wie schnell Zeit verstreicht und doch scheint sie manchmal einfach stehen zu bleiben.
Ohne die Zeit gäbe es kein Leben. Niemand hätte je diese Welt erblicken können oder was nach ihr auf uns warten mag.
Dabei ist sie so viel mehr. Sie ist Emotion. Liebe, Hass. Chaos, Vernunft.
Lässt der Gedanke an sie, den einen gestresst aufseufzen, so lehnt sich ein anderer ganz entspannt zurück.
Hat sie die Macht, uns hinter ihr her rennen zu lassen oder ganz vergnügt mit ihr tanzend alles andere zu vergessen.
Frische Wunden zu Narben blasser Erinnerungen zu machen.
Aber nie reicht sie aus. Nie gibt sie uns die Chance die schönsten Momente noch einmal zu erleben, sie gar unendlich werden zu lassen.
Meine Zeit auf dieser Welt. So kurze 16 Jahre, die mir doch so manches Mal unendlich lang erschienen, dass ich mir nicht ausmalen möchte, was noch vor mir liegen mag.
Dennoch spüre ich, durch die immer schneller vergehenden Tage, dass sie mir schon jetzt aus den Händen rinnt. Dass das gestern noch so weit entfernte Morgen nun schon zum Greifen nah erscheint und mich mit Panik und Furcht erfüllt.
Wie soll ich in dieser kurzen Zeitspanne, die sich mein Leben nennt, eben dieses wahrhaftig kennen lernen? Wirklich leben können?
Für mich ist der der Glückliche, der ein erfülltes Leben führte, nicht der, der ein langes lebte. Doch rennt in unserer Welt dem Glück die Zeit nur allzu oft davon.
Mein letzter Hauch soll erst getan sein, wenn ich mich wahrhaft glücklich nennen konnte, mein Leben von Freude erfüllt war.
Um danach die nächsten Erfahrungen zu sammeln, entspannt pfeifend vor mir her zu schlendern und blitzschnell los zu sprinten, weil ich die Zeit auch hier wieder aus den Augen verloren habe.
Meine Zeit wird nicht ausreichen, um alles zu erleben, aber sie wird genug sein, um mir am Ende zu denken, „so wie es war, so war es gut.“
Wenn ich sie nicht tatenlos verschenke und dabei zu schaue, wie sie mir abhanden kommt, gestohlen von dem Gedanken, dass es nie genug war.
Die Zeit ist ein reißender Strom und wir sind nur ein Sandkorn, das sie auf ihrem Weg mit sich reißt und irgendwann wieder fallen lässt.
Aber diese Fahrt müssen wir genießen, jeder Sekunde ihr äußerstes abverlangen, wenn wir aus ihr ein „Genug“ machen wollen.
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