Zerschellen an der liegenden Acht
Ich habe sie verschluckt. Wie ein Blauwal schwimmt sie in mir und summt ihre Lieder. Ich habe die Zukunft verschluckt.
Ein Blauwal verdreht in eine liegende Acht. Wann und wo dieser erste Fehler passiert ist, lasse ich offen. Meiner Meinung nach eine der skurrilsten Angewohnheiten des Menschen: Fragen instinktiv vermeiden, wenn sie merken, dass sie es mit der Unendlichkeit aufzunehmen haben.
Wer dieses Muster erkennt, lacht oder weint und zieht dann, im besten Fall, wieder weiter. Gedanken wie diese und die Augenringe, die sie uns bringen, sind das erste jähe Aufblitzen von Wahnsinn an einem rundum gesunden Menschen. Es ist ein Problem, das man am saubersten löst, indem man es vergisst. Trotzdem lässt mich der Zukunftszauber nicht ruhen. Hin und wieder denke ich, ich habe eine Antwort gefunden: Wo und wie der Blauwal in die Welt getreten ist und warum ich als Mensch ein Teil von ihm bin. Solche Momente gibt es. Sie sind nicht weniger trügerisch als Phasen grundloser Schwermut.
Wenn ich schlafe, spüre ich, wie sie saumselig meine Knochen streift, wenn sie flüstert, hört sich jede Zeile an wie der Anfang eines Gedichtes.
Wenn ich träume, tanzt sie auf meinen Knochen, zaubert mir das Morgen vor. Plant so präzise wie dein Menschenkopf es sich vorstellen kann. Plant, welchen Löffel ich für meinen verzuckerten Kaffe wählen werde. Plant, welche Hautschuppe mir als erste verloren gehen wird.
Ein Blauwal verdreht in eine liegende Acht. Spürst du ihn?
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