Züge
Acht Jahre.
Acht Jahre lang
Sind wir in diesem Zug gesessen.
Acht Jahre lang
Habe ich mich auf das Ende
Dieser Fahrt gefreut.
Aber als der Zug stehen geblieben ist,
Wollte ich noch sitzen bleiben.
Nur kurz.
Und noch einmal diese vertraute
Umgebung in mir aufnehmen.
Noch einmal in all die bekannten
Gesichter blicken.
Dann musste ich aussteigen.
Ich konnte ihm nur wehmütig nachschauen,
Während er weiterfuhr.
Ohne uns.
Nun stehen wir hier am Bahnhof.
Es gibt so viele Züge.
Und mir wird das erste Mal
Wirklich klar,
Dass wir nie wieder alle im
Selben Zug sein werden.
Ihr werdet alle in unterschiedliche
Richtungen fahren.
Und ich muss meinen eigenen Zug wählen.
Drei Monate.
Dann fahren wir los.
Drei Monate, die sich wie ein
Kurzer Stillstand anfühlen.
Ein Moment, in dem ich so tun kann,
Als ob doch alles beim alten
bleiben würde.
Ich stehe immer noch an
Unserem verlassenen Bahnsteig.
Ich wirke wohl etwas verloren.
Trauere etwas nach,
Das doch schon längst weg ist.
Oder vielleicht bin ich noch hier
Weil ich Angst habe.
Angst davor, einen eigenen Zug zu wählen.
Angst, dass ich aus Versehen
In eine falsche Richtung fahre.
Ich will mich an den Bahnsteig
Und an euch klammern.
Aber während ihr weggeht,
Zerreiße ich langsam.
Und eigentlich ist es doch auch egal.
Denn in drei Monaten
Sitzt trotzdem jeder
In seinem eigenen Zug.
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