Zünde die Rakete aus dem Einheitsbrei
Spürst du das?
Die Sinnesempfindung beim ersten Biss in dein Lieblingseis? Diese Note eines guten Lieds, die an deinem Trommelfell anklopft und dann über dein Gehirn in deinem ganzen Körper widerhallt, ihn färbt in den Farben des Lebens? Und all diese anderen Kleinigkeiten, wie die Kälte des Glases, wenn es deine Lippen berührt?
Wenn ja: Gratulation. Du kannst aufhören, diesen Text zu lesen.
Nein? Möglicherweise hast du manchmal das Gefühl, dein Leben sei so, als würdest du in einem grauen, zähen und geschmacklosen Einheitsbrei dahintreiben. Dabei triffst du zu selten auf eine Erdbeere – und die kannst du auch nicht voll genießen, weil du nach mehr davon schmachtest.
Das ist nichts Neues. Die Fähigkeit, wenn man es so nennen will, von uns Menschen, immer neue Wege zu finden, uns unglücklich zu machen, ist erstaunlich. Wir regen uns über Regen auf, über unser Äußeres oder auch über diese Psychologielehrerin, die einem das Zeugnis vermiest. Kurz: Wir sehen das, was nicht ist, und nicht das, was ist.
Tief in dem Unmut, diese Gedankenmuster zu ändern, bleiben wir in diesem Zustand, der uns im Inneren zerreißt, entfernt von den Werten, die uns im Innersten ausmachen.
An Scheinlösungen mangelt es nicht. Es war nie einfacher, sich von der echten Welt abzulenken. Wir nehmen gerne die Schaufel in die Hand und versuchen, das tiefe Loch der Unzufriedenheit und Unkenntnis zu füllen, nur wird es dadurch noch tiefer. Nachdem man auf Instagram war, fühlt man sich doch meistens schlechter als vorher – nicht wahr?
Was tun? Finde den Mut, deine Suche nach Ablenkungen zu stoppen und komm zurück zu dir selbst. Fühle dich. Meinetwegen genau jetzt. Spüre alles, was du spüren kannst. Das können Gravitation, deine Socken, eine Halskette oder deine Schulter sein. Nimm das wahr in der Gedankenstille. Bald wirst du zwei Dinge bemerken:
- Allein das ist schon so viel, dass du nicht damit fertig wirst, es voll und ganz zu spüren.
- Mehr brauchst du nicht. Die Erdbeeren sind schon da. Mit dir. Hier. Jetzt. Nirgendwo sonst.
Erst, wenn du diesen Mut gefunden hast, gelingt es dir, du selbst zu sein. Dich zu entdecken. Herauszufinden, warum du das machst, was du machst. Dann schießt es dich geradewegs auf einer Rakete aus dem grauen Einheitsbrei. Dein Weg wird dir klarer und du lernst, jeden Moment des Lebens auszukosten – so, wie es für dich bestimmt ist.
Erst dann dürfen wir anfangen, uns über Übermut zu sorgen.
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