Zu den Sternen oder doch ins Neuland
Ich wollte nicht aufstehen. Es fühlte sich heute aber so anders an - so fremd. Mir war kalt, aber ich zitterte nicht und ich lag auf etwas Hartem. Ich brauchte ein paar Sekunden, um zu realisieren, dass ich auf einer Parkbank lag.
Ich bekam schon mehr von meiner Umgebung mit. Ich konnte meine Augen nicht öffnen und der Lärm um mich herum wurde immer lauter. Wo war ich? Schritte kamen auf mich zu.
Es hat doch mit so einem schönen Abend begonnen. Ich habe mich, trotz der Kälte, auf eine Parkbank gesetzt, um die Sterne im Himmel zu beobachten. Sie erschienen mir so nah und doch so fern. Als könnte ich Sie greifen, aber doch nicht. Ich weiß noch, dass ich so von ihrem Anblick begeistert war, dass ich diesen magischen Ort nicht mehr verlassen wollte, obwohl ich schon längst zu Hause sein sollte. Ich habe zwar gefroren, aber in dem Moment habe ich mich sicher und voller Hoffnung gefühlt, dass es zumindest noch irgendwo auf dieser Welt ein Licht für mich gibt.
In meinen Gedanken verloren, bemerkte ich, dass mir eiskalt war, meine Finger waren fast blau. Mit zittrigen Händen habe ich noch einen Schluck von der übergebliebenen Weinflasche getrunken. Die Flüssigkeit hat sich leicht schlucken lassen. In kürzester Zeit spürte ich die Wärme, die durch meinen Körper drang und wie ich ganz müde wurde und ich meine Augen schloss.
Letztendlich habe ich nur noch darauf gewartet, dass mich die Finsternis einholt und mich wie eine Decke verhüllt. Ich habe gedacht, dass das eine Erleichterung wäre, dass ich zu den Sternen dazugehören könnte. Früher hätte ich diesen Moment hinausgezögert, denn ich hatte Angst vor dem, was mich bald erwarten würde. Ich hätte nicht so einfach mein Leben loslassen können, um das Neuland zu betreten. Es wäre ein zu hoher Preis gewesen.
Andererseits erwartete mich vielleicht etwas Großes, etwas wie ein Paradies? Ich weiß noch, wie ich darüber nachgedacht habe und jetzt war es soweit. Endlich war die Zeit gekommen, worauf ich mein ganzes Leben gewartet hatte. Ich schloß meine Augen und wartete darauf, dass es vorbei war.
Doch dieser Lärm um mich herum hat mich gestört. Es fühlte sich alles so echt an. In dem Moment öffnete ich meine Augen und sah, dass viele Leute um mich herum versammelt waren. Da bemerkte ich, dass ich noch am Leben war. Eine unendlich große Freude kam über mich. Ich hatte überlebt. Alle Farben um mich waren so viel heller und es sah so aus, als würde alles um mich glitzern, es fühlte sich wie ein Paradies an. Alle um mich waren erleichtert, als sie sahen, wie ich mich langsam auf der Parkbank aufsetzte. Sie sagten, dass es ein Wunder sei, dass ich die kalte Nacht überlebt hatte.
Ich glaube nicht, dass es ein Wunder war. Ich glaube, dass die Sterne mich gehört hatten und mir noch eine Chance geben und mir zeigen wollten was ich alles verpasse. Langsam realisiere ich, dass es auf dieser Erde und in diesem Leben so viel Neues zu sehen gibt, dass das Neuland schon hier bei mir ist.
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