Zu früh oder zu spät?
Ich bin mir bis heute nicht sicher, ob es besser ist, später oder jetzt geboren zu werden. Trotz unserer neuen Technologien stehen wir erst am Anfang. Das Weltall ist größtenteils unerforscht, aber es wäre ein gewaltiger Sprung in Technologie notwendig, um unser Sonnensystem zu verlassen. Andererseits stehen wir vielleicht schon kurz vor dem Ende, denn es wäre für die Menschheit leicht, den Planeten zu zerstören. Und dabei haben wir noch nicht einmal eine einzige außerirdische Spezies gefunden, zumindest offiziell. Kein Wunder, wenn man bedenkt, wie wenig weit unsere Signale bisher gekommen sind. Wenn man annimmt, dass Funksignale nicht veraltet sind.
Wir haben also kaum Möglichkeiten, das Universum genau zu erforschen, wir können es lediglich observieren. Weder durch Erforschung durch Weltraummissionen noch durch unsere beste Möglichkeit zur Kommunikation ist es uns bisher gelungen, viel über unser Universum zu erfahren. Das meiste Wissen stammt von Teleskopen. Doch so effektiv diese auch sein mögen, sie erfordern oft langes Warten bis eine wichtige Entdeckung gemacht wird, trotzdem muss jedes Bild verarbeitet und interpretiert werden, sonst liefe man Gefahr, eine Entdeckung zu verpassen.
Der Mensch ist also auf die Erde (und in Zukunft vielleicht ihre Nachbaren) beschränkt. Zwar sind hier noch Entdeckungen zu machen, doch sie bestehen zum Großteil aus neuen Tierarten, um die sich keiner kümmert und die der Mensch vielleicht ausrotten wird. Dieses Schicksal erleiden oft Spezies, und so traurig es ist, sie sind einfach nicht signifikant genug, um unser Leben grundlegend zu verändern. Ich habe einmal jemanden sagen hören: „Zu früh, um das Universum zu erforschen, zu spät, um die Erde zu erforschen (…).“ (Original in Englisch).
Und genau das ist mein Problem. Immer, wenn ich in den Himmel schaue, dann weiß ich, dass da etwas Neues ist, etwas zu entdecken. Ich bin mir sicher, dass es andere Zivilisationen gibt. Die Chance, dass dem nicht so wäre, ist zu gering. Aber das macht dieses Gefühl, dieses Neue nie erreichen zu können, aber wissen zu müssen, dass es da ist, noch schlimmer. Viele Menschen haben Angst vor dem Neuen, sie wünschen sich, wir wären die Einzigen. Genau dies ist mein Horrorszenario Nummer 1. Dann wären wir allein. Nicht mehr als ein paar Milliarden Lebewesen auf einer Kugel, die durch ein fast unendliches Universum fliegt. Es gäbe nur noch wenige Dinge zu entdecken. Für neue Technologien haben wir irgendwann keine Verwendung mehr. Was nützt eine Lösung ohne Problem? Wir könnten unser Verständnis des Universums verbessern, aber wenn wir es vollkommen verstanden haben, dann gäbe es nur noch ein fast endloses, totes Universum zu sehen. Dann wäre ein Punkt erreicht, an dem kein messbarer Fortschritt möglich wäre. Das Leben wäre eintönig. Denn wir brauchen neues. Und da draußen ist genau dieses, nahezu unerforschte Neue. Und ich werde mich noch Jahrzehnte fragen, ob es für mich für immer außer Reichweite bleiben wird.
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