Zu müde
Müde, kurz vor dem Einschlafen, stehe ich auf dem Bahnsteig. Heute ist wieder besonders viel Nebel. Das Licht verschwimmt in der Feuchtigkeit der Luft . Gespannt warte ich auf die S3, welche mich pünktlich in die Stadt bringen sollte. Ob sie heute wohl wieder zu spät kommt? Um mich herum befinden sich viele gestresste Gesichter. Sie sind alle warm angezogen, es ist schließlich schon Mitte November. Die Bahn soll laut Fahrplan in drei Minuten ankommen. Ich versuche mir die nächsten Stunden in der Schule vorzustellen: Die ersten zwei Stunden Mathe - gar kein Bock. Herr Müllers Bloßstellungen an der Tafel kann ich mir sparen. Nach der Pause dann - plötzlich vibriert mein Handy. Meine Klassenkameraden erkundigen sich über die bis heute fälligen Hausaufgaben. Ich schließe den Chat, mir sind die Hausaufgaben schließlich auch egal. Noch zwei Minuten. Ich checke meinen Rucksack - Mist, meine Kopfhörer liegen schon wieder zuhause. Es folgt ein tiefer Seufzer. Vielleicht brauche ich sie heute gar nicht. Schließlich erscheinen die Scheinwerfer der Bahn in der Ferne. Heute sogar fast zwei Minute zu früh, nicht schlecht. Unmut durchströmt meinen ganzen Körper. Der Zug rollt ein. Heute wird die Bahn trotzdem verspätet sein. Ich bin müde. Zu müde. Kurz bevor die Antriebslok mich erreicht, denke ich: Endlich kann ich schlafen.
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