Zu wenig Platz, zu viele Gedanken
Literatur interessiert mich, bis zu einem gewissen Grad jedenfalls. Das ist auch meiner Mutter durchwegs bewusst, sie war es nämlich, die mich dazu animierte, bei diesem Wettbewerb teilzunehmen. Ich dachte mir, ich habe ja nichts zu verlieren und schaute auf die Website des Wettbewerbs. Ich finde, sie ist nicht gut gemacht, aber ach, ich darf nicht abschweifen, sagen mir alle. „Hals über Kopf“ ist das Thema. Das klingt ja komisch, wer hat sich denn das einfallen lassen? Der erste Gedanke darüber vergeht und sofort schießt mein Kopf einen zweiten nach. Komisch ist das Thema schon, aber gleichzeitig originell. Ja, ich konnte mir tatsächlich vorstellen, hierzu einen Text zu schreiben.
Ich inspizierte die Website weiter. Preis sind Schreibworkshops mit namhaften Autoren und Autorinnen. Wow. So langsam konnte ich mich davon überzeugen, dass ich da mitmachen will. Ich meldete mich an und informierte mich weiter. Da traf mich der Schock. 3000 Zeichen? ! MIT Leerzeichen? ! ? ! Das schreibe ich ja in zehn Minuten und das hat dann genau so viel Inhalt wie eine drei stündige Rede eines Politikers, absolut keinen. Was fällt den Organisatoren ein, 3000! Ein schlechter Witz.
Naja, mein Neujahrsvorsatz war, mich weniger aufzuregen, also akzeptierte ich diese extreme Einschränkung meiner Kreativität und überlegte. Aber wie soll denn das gehen? Unter 3000 Zeichen zu bleiben, bei so einem weitläufigen Thema wie „Hals über Kopf“? Zugegeben, ich konnte ja nicht annehmen, dass es einfach werden würde, und wenig zu schreiben, während man viel aussagt, ist schwierig. Für mich jedenfalls.
Seit ich die Obergrenze von 3000 Zeichen gesehen hatte, hatte ich nur mehr einen Gedanken im Kopf. Nein eigentlich zwei, erstens: Ich wollte trotzdem teilnehmen und ins Finale kommen, damit ich bei den Workshops mitmachen darf. Zweitens: Ich muss mich echt anstrengend und im Zaum halten, damit ich auch etwas Sinnvolles schreibe. Ich schweife nämlich wahnsinnig gerne und oft ab, wie Sie vielleicht schon bemerkt haben.
Ich stürzte mich also Hals über Kopf in das „Hals über Kopf“, schriebe ein paar kurze, nette und nichtssagende Sätze. Wohlangemerkt, meine Gedanken waren immer noch bei der 3000 Zeichen Begrenzung, also wagte ich einen Blick auf meine Zeichenanzahl… Hoppla! Schon mehr als zwei Drittel sinnlos verschrieben. Innerlich lachte ich mir ins Fäustchen, aber das sollte ich mir nicht zugeben, sonst werde ich wieder böse auf mich. Ich stürzte mich Hals über Kopf in die letzten paar hundert Zeichen und dachte mir, dass ich meinem Text auch ein bisschen Inhalt geben muss und hin und wieder mal „Hals über Kopf“ einbauen sollte, sonst passt er ja nicht zum Thema.
Ich überlegte was ich schreiben könnte, schrieb ein paar weitere Sätze und schaute wieder auf die Zeichenanzahl. Oje! Schon fast die Grenze erreicht. Oh oh.
Panik…
Was soll ich nur schreiben…?
Ich hab’s:
POLITIKER SIND UNEHRLICH!
KOMMUNISMUS FUNTIONIERT NICHT ALS STAATSKONZEPT!
SCHULE SCHRÄNKT DIE KREATIVITÄT DER KINDER EIN!
…huch, gerade noch geschafft.
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