Zukunft war gestern
„In den letzten Monaten wurden Menschen überall auf der Erde von öfter auftretenden Erdbeben und Erdrutschen sowie Überschwemmungen heimgesucht. Besonders betroffen sind Gebirgsregionen sowie Erdbebengebiete und Küstenregionen. Aufgrund dieser Entwicklungen wird das Homeoffice und Homeschooling noch weiter anhalten. Experten raten außerdem, nur das Haus zu verlassen, wenn es zwingend notwendig ist. Nun im Interview ha…“ Mit einem unzufriedenen Grummeln blinzelte ich die schwarze Kinoleinwand an, auf der jetzt in bunten Zahlen die Uhrzeit stand: 7: 52 Uhr. Ich hatte noch eine Stunde, ehe die Schule begann. Als ich aufstand und in meine Schlapfen schlüpfte, erinnerte mich eine Computerstimme daran, dass ich noch frühstücken, 2 Minuten lang Zähneputzen, mich anziehen und nach Anweisung meiner Eltern meine Vitamine nicht vergessen sollte. Schlecht gelaunt bewegte ich mich auf den Personenlift zu und stellte mich auf die runde Plattform. Sekunden später betrat ich die weißen Kunstholzbretter im Wohnzimmer und machte mich auf den Weg ins Esszimmer. Ich drückte auf verschiedene Tasten am Bedienfeld an der Wand und wählte Spiegelei und Toast mit Marmelade. Dazu bestellte ich einen Kakao. Als ich mich an den Esstisch setzte, wartete dort schon ein dampfender Teller mit Spiegelei, Toast und, wie jeden Tag, Obst auf mich. Rasch aß ich mein Frühstück, nahm meine Jacke, vergaß natürlich auf die Vitamine und verließ das Haus. Dabei achtete ich nicht auf die robotermäßige Stimme, welche mir mitteilte, dass ich noch Zähneputzen sollte. Eine Zeit lang spazierte ich die Straße entlang und ärgerte mich über die Situation. Normalerweise wäre ich jetzt vermutlich mit meinen Freunden und Freundinnen im Park, wo wir mit unseren Hoverboards über Hindernisse springen würden. Oder wir würden zusammen mit Hologrammen spielen. Es war immer lustig, im Wohnzimmer Dinosaurier erscheinen zu lassen, gegen die man antreten konnte. Aber nein, stattdessen saßen nun alle seit fast einem Jahr zuhause mit Ausgangssperre und Homeschooling. Alles nur wegen so ein paar Erdbeben oder Lawinen. Dabei merkte man hier in Mitteleuropa kaum etwas von den Erdbeben. Nachdenklich ging ich weiter, einen Waldweg entlang, bis ich merkte, wie die Erde unter meinen Füßen nachgab. Ich rutschte aus und schlitterte den Hang hinab. Plötzlich rutschte ich in ein Loch. Ich versuchte mich an einer Wurzel festzuhalten, aber meine Hände rutschten ab und so fiel ich in die Tiefe. Nachdem ich gefühlte Minuten später am Steinboden aufkam, bemerkte ich, dass die Öffnung, durch die ich gefallen bin, zugeschüttet wurde. Automatisch schaltete sich die Not-Beleuchtung meiner Jacke ein. Ich stand auf und wischte mir die Erde von der Jacke. Dabei bemerkte ich urzeitliche Wandbemalungen an der Wand und folgte dem Licht am Ende des Tunnels. Als ich aus der Höhle trat, sah ich mehrere Höhleneingänge mit Feuerstellen davor. Menschen in Lendenschurzen blickten mich verdutzt an. WO BIN ICH HIER NUR GELANDET? ! ?
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