Zwischen „Geh bitte“ und „Geh bitte“
„Geh bitte! Geh bitte impfen!“ Oder anders gesagt: „Lass dir einen Impfstoff verabreichen, der innerhalb kurzer Zeit entwickelt wurde, dessen Langzeitwirkungen niemand prophezeien kann und mit dem du eigentlich vollständige Immunität erlangen solltest, du hingegen ein tödliches Virus genauso wie ein Ungeimpfter übertragen kannst.“ Und auf der Gegenseite: „Geh bitte, das ist ja alles ein Blödsinn, dieses Impftheater!“ Schutz für Risikogruppen, alte Personen und ernsthaft von Covid Betroffene ist also ein Blödsinn? Sterbende Menschen und überfüllte Intensivstationen soll man folglich nicht ernst nehmen?
Speziell durch meine Gedankensammlungen in Zeiten der Pandemie habe ich festgestellt, dass ich so Einiges vermisse. Nämlich nicht nur – wenn wir an die Lockdowns denken – offene Läden und belebte Innenstädte, sondern vor allem auch kritisches Hinterfragen und das Abweichen von der Meinung der „Mainstream-Medien“ im journalistischen Bereich. Berichterstattung durch Ärzte und Experten mit anderen Ansichten – als sie die Regierung vertritt – ist nur selten und schwer zu finden. Oder ist sowieso alles richtig, was ich medial wahrnehme?
Unsere Gesellschaft hat vor allem seit Beginn der Impfdebatte ganz klar mit der sich scheinbar vergrößernden Divergenz zwischen Impfbefürwortern und Impfgegnern zu kämpfen. Man könnte sagen: Die einen sind dafür, die anderen dagegen, wo liegt das Problem? Aber ich als junger Österreicher habe nicht nur Bedenken, sondern beinahe Angst. Ich mache mir Sorgen um ein Österreich mit Zukunft, in dem man ob seines Impfstatus verachtet wird, und bin mir darüber ungewiss, ob dieses gesellschaftspolitische Hindernis in naher Zukunft überwunden werden kann. Dabei stelle ich mir auch die Frage: Geht es nicht um viel mehr? Geht es nicht um viel mehr als Politik und Wirtschaft? Geht es nicht um viel mehr als nur eine Impfung, einen Stich? Ich bin mir sicher, dass es um mehr geht – um viel mehr. Als Jugendlicher weiß man nicht recht, wohin. Man pendelt hin und her zwischen sozialer Verantwortung und epidemiologischer Sinnlosigkeit. Oder eben: zwischen „Geh bitte“ und „Geh bitte“.
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