Zwischen Liebe und Gewalt
Er schlägt sie, das heißt, dass er sie liebt. Na, geh bitte, stell dich doch nicht so an, er tut das nur weil er nicht weiß, wie er die Liebe ausdrücken soll. Liebe. Gewalt. In einer Gesellschaft in der häusliche Gewalt für viele Frauen Normalität ist, und Frauenmorde zum gelebten Alltag gehören.
Jede 5. Frau in Österreich erlebt ab dem 15. Lebensjahr eine Form von psychischer, sexueller und/oder häuslicher Gewalt.
Menschen, welche auf dieses Thema nicht sensibilisiert sind, stellen oftmals Fragen wie: Wieso gehen die betroffenen Frauen nicht zur Polizei? Wieso vertrauen sich diese Frauen nicht jemanden an? Wieso verlassen diese Frauen die gewalttätigen Ehemänner nicht einfach? Einfach. Ja, dieses „Einfach“ stellt das Problem dar. Denn wenn es eine Thematik gibt, die nicht „einfach“ ist, dann ist es diese. Und selbst wenn Frauen den Mut fassen, die Polizei einzuschalten, passiert leider fast nichts. In Österreich werden Wegweisungen durch die Polizei ausgesprochen, aber diese darf nicht härter durchgreifen, solange „nichts“ passiert ist. Es gilt die unausgesprochene Regel: wenn nichts passiert ist, auch wenn es sich anbahnt und fast gewesen wäre, ist es dennoch nicht passiert, denn nur ein „fast“ reicht hierzulande offensichtlich nicht aus, um Frauen vor Gewalttätern effektiv zu schützen. Zwar gibt es Opferschutzorganisationen, Frauenhäuser und Interventionsstellen, jedoch sind diese durch permanente Budgetkürzungen und die wachsende Anzahl an Hilfesuchenden, durchgehend überlastet.
„Na geh Bitte, Glauben S’, mir ham nix Besseres zu tun“. Dieser Satz fiel, als eine Kulturjournalistin die Polizei rief, weil sie laufend Drohbriefe und Morddrohungen bekam. (Quelle: https: //www. oe24. at/oesterreich/chronik/wien/handschellen-fuer-bedrohte-frau/487742899 )
"Mal fuchteln in einer Streitsituation ist nichts Schlimmes. " Entgegnete ein Polizist, einer Frau, die die Polizei rief, weil sie Angst vor ihrem gewalttätigen, aggressiven Ehemann hatte. (Quelle: https: //www. derstandard. at/story/2000128489099/frau-bittet-polizei-um-hilfe-wegen-ehemann-und-erhaelt-strafe )
"Ich habe immer wieder versucht sie zu überreden, dass sie ihn verlässt und zu uns kommt. Aber ihr Wunsch war, dass ihre Kinder Mutter und Vater haben", sagte die Mutter der im April, von dem aus den Medien bekannten Bierwirt, ermordeten Marija M. Die Tochter hat immer abgestritten, dass sie geschlagen wurde, obwohl sie als Eltern das Gegenteil mitbekommen hätten. Sie fiel dem System zum Opfer. (Quelle: https: //www. derstandard. at/story/2000126541641/bierwirt-mutter-wollte-ihre-ermordete-tochter-aus-gewaltbeziehung-retten )
Stand September 2021: 21 Morde an Frauen, davon 20 – mutmaßlich – durch (Ex-)Partner, männliche Bekannte oder männliche Familienmitglieder.
Wie viele geopferte Töchter, Mütter, Schwestern braucht es damit der Staat endlich konsequent und produktiv handelt? Wie viele „Geh bitte’s“ werden noch fallen, bevor diese Thematik ernstgenommen wird?
Die rosarote Brille wird nie ein Veilchen sein.
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