Zwischen Musik, Tränen und der wahren Welt
Leerer, quadratischer Raum.
Unnahbar und nicht besonders ins Auge stechend oder gar Erinnerungswert, Gehirnzelle wird er genannt.
Die Türe wird in Zeitlupe geöffnet. Das nun durch den Türrahmen strahlende, kalte elektrische Licht lässt mich zusammenzucken,
so verträumt saß ich da in meiner weißen Ecke. In einer der 4 spitz zulaufenden Winkel des Raumes, ihren Artgenossen identisch.
Die Schritte scheinen von einem ewigen Nachhall begleitet zu sein, sobald er betritt, mein leeres Heim. Mein Kopf schnellt hoch, wobei der Bügel meines klobigen, schwarzen 0815 Headsets kurz and den rauen Putz streift. Schwarz ist eine langweilige Farbe.
Es wird von mir sofort versucht die Mimik des störenden Gastes zu erfassen, zu deuten, vorherzusagen und daraus ein geplantes Vorhergehen zusammenzutragen. Wie erwartet hat er mich übersehen, er bleibt einfach in der Zimmermitte stehen. Ohne einen blassen Schimmer von meiner Existenz zu erspähen und in Gedanken bitte ich ihn zu gehen. Er muss sich nicht umdrehen, ich kann es erspähen, er wird seine Wege weiter gehen.
Ich bleibe zurück, ganz übersehen. Die Welt sehe ich bereits nicht mehr weiterziehen, meine Gedanken versuchen der Realität zu entfliehen. Die Beats überschirmen, beginnen zu schwirren und meine Ohren zu massieren. Ob er noch im Zimmer steht, habe ich längst übersehen.
Den Kopf zur Seite geneigt, treffen meine Augen auf den kühlen Betonboden unter mir und die Struktur beginnt sich aufzulösen in Nuancen von grau, mein Magen wird ganz flau. Lasse mich umfließen von Drum and Bass im Ohr und den seidigen Gefühlen des Schwebens, des förmlichen Abhebens.
Aus diesem Grund ist es hier so schlicht, man kann es kaum erkennen, aber ich,
ich unscheinbarer Wicht werde Freude genannt und warte seit Monaten gespannt,
wieder gebraucht zu werden, wieder ein Lächeln zaubern zu dürfen.
Deshalb beginnt meine Fantasie sich auszubreiten, freudig Muster in allen Farben werden von ihr durch meine geöffneten Augen hindurch auf die Wände gezeichnet, auf den Himmel, 360 Grad um mich. Muster, die niemand sieht außer ich. Das ist alles was mich hier hält, so ganz allein zwischen Musik, Tränen und der wahren Welt.
Ich spüre einen Lufthauch an meiner Wange, noch bevor ich verstehe, wird mir bange.
Ganz sanft, ganz warm, von Zitronenaromen geküsst.
Bilde ich mir das jetzt ein? Eine warme Stimme erklinge, sie sagt ich wäre nicht allein,
Freude soll von nun an wieder an der Tagesordnung sein.
Eine Hand berührt die meine, jetzt weiß ich’s!
Es ist seine!
Kann endlich wieder aus meiner trostlosen Gehirnzelle gehen, um in meinem Menschen wieder die lieblichen Emotionen der Freude sprießen zu sehen. Wenn die Zeit reif ist, muss die Trauer eben gehen und die Musik wird mich von nun an nicht mehr bloß über mein Headset begleiten, nein die Stimmbänder sollen sich weiten und freudige Töne des Lachens werden sich durch das Leben meines Menschen ausbreiten. Er darf nun wieder freudig voranschreiten.
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