Zwischen Peitsche und Flügel
Es ist dieses Klicken.
Sekunde für Sekunde.
Mein Herz schlägt dagegen an, schneller, lauter, ungeduldiger.
„Beeil dich!“ ruft die Stimme hinter mir, doch meine Füße kleben am Asphalt.
Beeil dich – als wäre Tempo ein Befehl, ein Gesetz.
Alle um mich herum rennen: Straßenbahnen, die quietschend anfahren. Menschen, die ihre Köpfe nach unten senken, als müssten sie das Leben selbst überholen. Handys, die vibrieren wie kleine Herzschrittmacher.
Und ich? Ich bleibe kurz stehen.
Plötzlich spüre ich den Wind auf meiner Stirn, höre, wie ein Hund bellt, wie ein Kind lacht. Für einen Moment ist Tempo nicht Geschwindigkeit, sondern Wahrnehmung. Nicht ein Sprint, sondern ein Rhythmus.
Ich erinnere mich an Großmutter.
Wie sie langsam ihren Kaffee rührte, als hätte die Zeit keine Eile. „Weißt du“, sagte sie, „Tempo ist nicht dasselbe wie Leben. Manchmal ist es nur eine Uhr, die nervös tut.“
Doch da ist auch das andere Tempo – das, das uns antreibt.
Wenn die Musik anschwillt, das Adrenalin in den Adern rauscht. Wenn wir in der Nacht tanzen, bis die Sohlen glühen. Wenn wir rennen, ohne zu wissen, ob wir vor etwas fliehen oder auf etwas zustürmen.
Tempo ist ein Spiel: mal Peitsche, mal Flügel.
Zu schnell, und wir stolpern.
Zu langsam, und wir verpassen, was uns ruft.
Ich atme ein.
Die Ampel springt auf Grün.
Diesmal renne ich mit – nicht weil ich muss, sondern weil ich will.
Mein Tempo.
Wir danken unseren Unterstützern
Mit Unterstützung folgender Wiener Bezirke:




















Für Sponsoringanfragen wenden Sie sich bitte an Margit Riepl unter margit.riepl@gmx.at
Wenn Sie "Texte. Preis für junge Literatur" unterstützen möchten, spenden Sie bitte auf folgendes Konto:
Literarische Bühnen Wien, Erste Bank IBAN: AT402011182818710800, SWIFT: GIBAATWWXXX