grundlos. von Lara Wieser
Die Wellen meines Gedankenmeeres schlagen über mir zusammen.
Reißen mich in die unendliche Leere des Nass.
Stille Wasser sind am tiefsten.
Lüge.
Mein Ozean stürmt, zertrümmert, zerstört, saugt mich ein.
Lässt mich nicht los.
Ich sinke immer tiefer, immer weiter in den Sog des unbekannten Dunkels hinein.
Um mich herum sehe ich Schatten alter Gegenstände, die mir vor Ewigkeiten mal etwas bedeutet haben. Mir ein Gefühl von Wärme vermittelt haben.
Mir gezeigt haben, was Zuhause bedeutet.
Mein Kuscheltier, das Alpträume verschlang.
Mein Notizbuch, das schlechte Gedanken verschlang.
Mein MP3-Player, der die Stille verschlang.
Für andere wertlos.
Für mich alles.
Früher jedenfalls.
Ich habe doch alles, was das Herz begehrt. Mir kann es nicht schlecht gehen.
Trotzdem ertrinke ich nun neben all diesen Dingen.
Sie könnten mein Anker sein.
Mein Fels in der Brandung.
Doch ein Fels sinkt schneller als ein menschlicher Körper.
Drückt nach unten.
Zerschmettert.
Es ist viel einfacher, dem Sog zu folgen, als gegen ihn anzukämpfen.
Früher hätte ich es vielleicht getan.
Heute ist es egal.
Wozu auch? Wenn ich doch gelernt habe, dass alles sowieso nur von vorne beginnen würde.
Trotzdem versuche ich verzweifelt nach Luft zu ringen, doch statt sich mit dem rettenden Sauerstoff zu füllen, spüre ich Wasser in meine Lunge fließen.
Es schmeckt genauso bitter wie erwartet.
Es macht mich noch schwerer.
Doch ich fühle keinen Schmerz.
Nur Leere.
Noch immer sinkt mein Körper hilflos gen Grund.
Anfangs hätte ich mich vielleicht noch ohne Hilfe nach oben kämpfen können.
Etwas später vielleicht mit einem Gegenstand.
Doch nun umgibt mich nur noch dunkles Nichts. Ein endloses, kaltes Nichts.
Meine Lunge brennt vom Wasser.
Meine Augen brennen vom Salz längst vergessener Tränen.
Bald ist es vorbei. Bald werden ich und das Wasser eins sein.
Ich lächle schwach in mich hinein.
Stille.
Ob ich jemandem fehlen werde?
Nein.
Denn dann wäre mir jemand in die Tiefe gefolgt.
Stattdessen starren sie mir mit hämisch grinsenden Fratzen hinterher.
Denn sie haben es geschafft.
Sie haben mich gebrochen.
Mich gedrängt.
Immer weiter an den Rand der Klippe.
Bis zum Fall.
Sie haben ja nichts getan.
Trotzdem wäre ich ohne sie nie gestürzt.
Müsste ich nicht gerade deswegen nicht untergehen?
Um ihnen das Gegenteil zu beweisen?
Doch dafür ist es nun zu spät.
Eine letzte Luftblase.
Ein letztes verzweifeltes nach oben Greifen.
Doch wo ist oben? Wo ist unten?
Orientierungslosigkeit.
Keine Luft.
Zu viel Nass.
Erdrückende Schwärze.
Nichts.
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