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Spaghettistillevon Katharina Huber

Stille ist wie eine Schüssel Spaghetti. Alles wirkt plötzlich wie so viel mehr, wenn sie da ist.

 

Uhrticken, Teedampfaufsteigen.

 

Der Himmel ist so grau wie unser selbstgekochter Himbeerpudding, den wir trotz der nicht sehr vertrauenserweckenden Farbe immer hinuntergewürgt haben und der gleichfarbige – wenn auch etwas schönere – Herbstnebel umhüllt die Bäume im Garten, die ich durch die Kronleuchterlichtspiegelung im Fenster nur schwer erkennen kann.

 

Uhrticken, Teedufteinatmen.

 

Die sonnenlichtgelbe Blume am Fensterbrett blüht jetzt schon auf, dabei hast du sie erst seit zwei Wochen nicht mehr gepflegt. Ironisch, dass sie lebendiger denn je ist und du – du bist nicht mehr.

 

Uhrticken, Lippenverbrennen.

 

Vielleicht ginge es der Blume besser, wenn ich sie nicht pflegen würde, denn in Sachen Grüner Daumen komme ich nach dir und das einzige Grünzeug, das je auch nur neutral zu deiner Pflege gestanden ist, waren Omas Plastikveilchen. Ich will nicht riskieren, deine letzte Pflanze umzubringen.

 

Uhrticken, Teewärmekosten.

 

Vielleicht schafft es unser Apfelbaum ja jetzt auch mal, zu blühen, denn obwohl du ihm jedes Jahr etwa um diese Zeit diverse Opern wie La Boheme vorgespielt und zwei Marillenknödel auf zumindest eine Blüte gewettet hast, haben seine Äste allerhöchstens einen Hauch von Grün gezeigt.

 

Uhrticken, Lauwarmteetrinken.

 

Die Polster des selbst zusammengeflickten herbstroten Sofas unter mir sind schon ziemlich durchgesessen von den Existenzkrisentagen, an denen ich gejammert habe, dass ich mit neun Jahren schon viel zu alt sei und du Geh‘ bitte, was soll ich dann erst sagen? , gelacht und deinen Erkältungssalbeitee mit Rum geschlürft und gemeint hast, wir seien in der Zukunft der Vergangenheit und der Vergangenheit der Zukunft.

 

Uhrticken, Kälteteenippen.

 

Irgendwie hattest du wohl recht, denn diese Tage sind genauso Vergangenheit wie meine Versuche, deine keksebackschwarzen Winterstiefel anzuziehen. Aber das ist mir zu viel Logik für den nüchternen Zustand und ich trinke meinen Erkältungssalbeitee lieber ohne Rum, denn mit schmeckt er genauso schrecklich wie unser Weihnachtsgebäck.

 

Uhrticken, die Teetasse ist fast leer.

 

Vielleicht passen mir die Stiefel ja inzwischen. Mit drei waren sie wie Schneeschuhe für mich, mit neun haben sie nicht gepasst und mit dreizehn auch nicht.

 

Uhrticken, Teetasseleeren.

 

Der Eichenholzboden knarrt, als ich zu dem Schuhregal neben dem Heizkörper unter dem Fenster gehe und in deine Schuhe schlüpfe.

 

Uhrticken, die Teetasse vorsichtig auf die Fensterbank stellen.

 

Sie passen. Sie sind alt und abgetragen, aber bequem und weich, und sie sehen gut aus. Ich werde sie mitnehmen, als Erinnerung an dich und die Zeit, in der es hier selten Spaghetti gegeben hat.

 

Uhrticken, Teetassemuster vor dem Fenster.

 

Die bunten Streifen auf der bauchigen Tasse machen sich gut vor den wie immer fast kahlen Ästen des Apfelbaums. Nur ein paar frühlingsgrüne Blätter sind hier und da zu finden und das, obwohl es Herbst ist.

 

Uhrticken, die Hände um die Tasse schließen.

 

Und da sehe ich sie: Die einzelne, weiße Blüte an einem Ast in der Nähe des Fensters.

 

Vielleicht ist La Boheme dem Baum einfach zu traurig gewesen.

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