Stoffgiraffevon Penelope Duran
Regentropfen rieseln von dem gelben verfilzten Fell. Knopfaugen starren mich an wie leere Fenster. Deine Finger – ausgestreckt, während Wasser durch deinen Schirm dringt und deine Haare mit einem dünnen Film bedeckt. Ich schiebe das Tier weg. Geh Bitte.
Knall. Hinter der geschlossenen Haustür sinke ich auf den Boden. Zahlen wirren in meinen Kopf. Siebzehn. Jahre. Zurück zu der Geburtstagsfeier , die vor einer Ewigkeit stattfand. Am Esstisch von plüschigen Begleitern umzingelt, anstatt von Menschen. Gebannt auf die Ankunft der Stoffgiraffe, die du mir versprochen hattest.
Keine Torte. Bauchknurren. Meine Füße stapften über den Teppich. Mama über die Küchenfliesen ausgestreckt. Eine orangefarbene Flasche in ihrer Hand. Blut tropfte von ihren Lippen als sie mir ins Ohr flüsterte. Er hat uns verlassen.
Die geliebten Plüschtiere wurden in Müllbeuteln in die Garage eines Fremden transportiert. Wir hinterließen unser gelbes Haus, das zwei Kilometer von dem See entfernt war. Das Krankenhauszimmer wurde mein neues Zuhause. Ich klammerte mich nicht an Stofftieren, sondern an den Arm meiner Mutter.
Ich hocke im Flur und spüre ihre Wärme. Der Sturm draußen erstirbt zu einem leichten Nieseln. Die Tür wird geöffnet. Eine durchnässte Giraffe liegt auf dem Beton anstelle einer Fußmatte. Ich bin unsicher, ob ich das Plüschtier zerfetzen oder hinter einer Vitrine aufbewahren soll. Ich wickle meine Arme um die Kreatur und sie wird noch nässer durch die Wasserfälle, die meine Wangen hinunterrollen. Warum konntest du mich nicht so umarmen?
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